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Vorhang auf für: Maxi Gstettenbauer!

Leben

Veröffentlicht am 10.05.2017

Ein paar von euch kennen ihn vielleicht von der Leipziger Games Convention, falls nicht, dann lernt ihr ihn eben jetzt kennen: Maxi Gstettenbauer! Wir haben mit ihm darüber gesprochen, ob er schon immer Comedian werden wollte und wie man in dieser Branche erfolgreich wird.

Ich freue mich sehr, dass sich der großartige Comedian Maximilian Ronald Alfons Gstettenbauer, oder einfach nur: Maxi Gstettenbauer, Zeit genommen hat, um uns ein paar Fragen beantworten zu können. Habe ich einen Vornamen vergessen?

Nein, du hast alle erfasst, was sehr beeindruckend ist. Selbst auf meinem Führerschein steht nicht der volle Name. Vielen Dank für dieses Interview übrigens.

Wir danken für das Interview! Als Ausbildungsmagazin stellen wir zuerst einmal die klassische (unangenehme) Frage im Vorstellungsgespräch: Beschreib dich bitte selbst in 2 Sätzen.

Ein nach Exzellenz strebender Idealist, der gern Menschen zum Lachen bringt.

Nach deinem Abschluss (mittlere Reife) bist du im Alter von 18 Jahren bei deinen Eltern ausgezogen (Schwarzach, Bayern) und lebst seitdem in Köln. Ist dir dieser Schritt schwer gefallen?

Im ersten Moment überhaupt nicht. Wenn man etwas werden will, muss man sein Nest verlassen und etwas riskieren. Viel zu viele Menschen wollen „Sicherheit“ in ihrem Leben und das hindert sie am Weiterkommen. Es gibt keine Garantie für nichts, deshalb muss man selbst für Veränderung sorgen.

Ist eine gewisse Heimatverbundenheit deiner Meinung nach hinderlich, um das eigene Potential nach der Schule voll auszuschöpfen?

Überhaupt nicht. Ich finde, die eigene Identität ist es, die dich besonders macht. Man muss in die Welt hinaus und davon überzeugt sein, dass es einen Platz gibt, an dem man sich entfalten kann. Natürlich ist deine Frage viel weitreichender. Ich bin ein deutscher, weißer Mann. Mit meiner Herkunft wird man in Deutschland weniger Probleme haben, als mit einer anderen. Das ist leider so. Doch die Persönlichkeiten, welche am meisten beeindrucken, lassen sich von solchen Umständen nicht beeindrucken und verfolgen zielstrebig ihre Ziele.

Seit 2009 sammelst du Erfahrungen als Comedian und seit 2012 lebst du davon. Gab es für dich nie eine andere Wahl als auf der Bühne zu stehen und das Publikum zum Lachen zu bringen?

Nein. Das ist ein klarer Entschluss. Ich glaube an Fokus. Sich wirklich auf eine Sache konzentrieren und darin so gut zu werden, wie es überhaupt geht.

Bereits mit 16 hast du bei einem Internetradio als Moderator gearbeitet, mit 17 schon auf der Games Convention (damals noch in Leipzig) moderiert. War das auch eine Initialzündung für deine Karriere in der Stand-Up Comedy oder eine ganz andere Erfahrung?

Ich habe Harald Schmidt immer bewundert. Dann bin ich über Michael Mittermeier zur Stand-Up-Comedy gekommen. Daraufhin habe ich mich mit US-Comedians auseinandergesetzt und für mich beschlossen, dass das mein Beruf ist.

Es gab eine Zeit zwischen 2009 und 2012, in der du noch nicht von deinen Auftritten Leben konntest. Hast du einen Plan B oder vielleicht eine bestimmte Ausbildung im Blick gehabt?

Nein. Wer einen Plan A hat, braucht keinen Plan B. Das deutsche Streben nach Sicherheit ist der schnellste Weg in die Mittelmäßigkeit. Wenn man wirklich etwas anstrebt, darf man keine Angst vorm Scheitern habe. Ich bin sehr oft gescheitert, aber immer wieder aufgestanden. Aber ich hatte natürlich auch Hilfe. Es gab viele tolle Menschen um mich herum, die an mich geglaubt haben. Das wäre auch noch ein guter Rat: Such dir Verbündete, die dich so schätzen, wie du bist.

Viele Schüler fragen sich sicher: Wie wird man eigentlich Comedian? Was würdest du den Jungs und Mädels mit auf den Weg geben, die sich eine Karriere im Comedy-Bereich vorstellen können?

Es ist total simpel: Fang an. Der Rest passiert.

Welche Eigenschaften braucht ein guter Stand-Up-Comedian deiner Meinung nach und welche sind eher für einen Moderator wichtig?

Ich denke, unabhängig vom Beruf, ist eine gesunde mentale Einstellung wichtig. Erfolg beginnt im Kopf. Am Anfang plagten mich Unsicherheit und Versagensängste vor jedem Auftritt. Ich stand hinter der Bühne und fragte mich: „Warum tue ich mir das überhaupt an?“ Man muss diese innere Sicherheit finden, die einen nicht untergehen lässt. Ich musste erstmal diese Ängste in den Griff kriegen, bevor ich wirklich als Comedian arbeiten konnte. Das hat mich 6 Jahre gekostet. Es dauerte ewig, bis ich angstfrei auf der Bühne stehen konnte. Heute freue ich mich auf jeden Auftritt und kann ihn gar nicht erwarten!

Du beschreibst Stand-Up-Comedy als Beruf. Wie und vielleicht wo kann man ihn erlernen? Fallen dir da Möglichkeiten ein?
Stand-Up lernt man nur durch Auftritte. Daran führt kein Weg vorbei. Ich habe mein letztes Soloprogramm „Maxipedia“ in Mannheim aufgezeichnet. Bevor es soweit war, habe ich diese Show über 200 mal gespielt. Immer wieder jeden Joke überprüft. Gecheckt, wie man es noch besser und lustiger machen könnte. Man muss einfach so oft wie möglich auf die Bühne. Egal wo sie ist, egal wie viele Besucher da sind. Du kannst nicht zuhause Netflix gucken und warten, bis dich jemand entdeckt. Du musst dich konstant verbessern.

Wie sicher fühlst du dich in deinem Beruf im Hinblick auf deine Zukunft?

Auf die Branche hat man keinen Einfluss. Das Fernsehen ist der unzuverlässigste Arbeitgeber, den es gibt. Da bist du heute der King und morgen kennt dich keine Sau. Deshalb sollte man das Fernsehen als einen „Nebenschauplatz“ begreifen. Der tatsächliche Beruf findet auf der Bühne statt und dort kommen Jahr für Jahr mehr Menschen zu meinen Shows und ich freue mich wirklich riesig über dieses tolle Wachstum! Daher bin ich sehr positiv gestimmt.
Welche Pläne hast du für deine berufliche Zukunft, vielleicht auch neben den Auftritten?

Ich finde das Problem vieler Künstler ist, dass sie zu viel wollen. Ich bin sehr zufrieden mit meiner Position als Stand-Up-Comedian. Man ist sein eigener Regisseur, Autor und spielt seine eigenen Texte. Das finde ich großartig! Letztendlich suche ich nicht nach der größtmöglichen Berühmtheit, sondern nach kreativer Erfüllung. Und Stand-Up-Comedy gibt mir das.
Gibt es bestimmte Schulfächer in denen man gut sein sollte, wenn man über eine Karriere als Stand-Up-Komiker nachdenkt?

Ich war in der Schule eine Katastrophe. Ich habe kein Abitur, sondern eine mittlere Reife mit 3,6 oder sowas. Es ist so krass, wie zuverlässig das deutsche Schulsystem jeden Funken Leidenschaft in einem Menschen tötet. Aber das soll so sein. Schule ist nervig und anstrengend. Das ist eine wichtige Lektion im Leben. Nicht alles wird sich super und toll anfühlen. Es ist ein großer Vorteil, wenn man durch eine beschissene Zeit gehen kann und trotzdem seine gute Laune nicht verliert.

Oft heißt es, dass du von Stefan Raab entdeckt wurdest. Wie wichtig waren deine Auftritte bei TV Total? Braucht es für diesen Beruf ein bisschen Glück und muss man zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein?

Ja klar! Ein bisschen Glück gehört immer dazu. Aber nichts passiert „einfach so“. Wenn du auf dein Glück wartest, wird es nicht kommen. Stefan Raab hätte mich nie gesehen, wenn ich ständig Zuhause geblieben wäre.

Welche Tipps kannst du unseren Lesern geben, die noch auf der Suche nach dem richtigen Ausbildungs- oder Studienplatz sind, oder noch keine Ahnung haben, in welche Richtung es gehen soll?

Einfach mal eine Woche lang das Handy ausmachen und auf jegliche Technologie verzichten. Dann kann man sich klare Gedanken um seine Zukunft machen.

 

Mehr Infos sowie den aktuellen Tourplan findet Ihr hier: http://www.maxigstettenbauer.de/