Mit Sorbisch/Wendisch in die Zukunft?
Reportagen
Etwa 1.800 Schülerinnen und Schüler lernen zur Zeit in Brandenburger Schulen die niedersorbische Sprache, hinzu kommen etwa noch einmal so viele, die Obersorbisch in Sachsen lernen. Viele fragen sich aber auch, welche Perspektiven es später in der Berufswelt damit gibt?
Klar ist: Die Perspektiven liegen in unserer Region. Es gibt zwar nur relativ wenige ausschließlich sorbische/wendische Jobs, jedoch eine große Bandbreite von Tätigkeiten, bei denen die sorbische/wendische Sprache von Vorteil sein kann.
Der “Klassiker” sind pädagogische Berufe wie Erzieher für sorbische Kitas, Horte und Internate sowie Lehrer für sorbischen/wendischen Unterricht sowie das Sorabistik-Studium. Ein solches Studium ist nur an der Universität Leipzig möglich, eine niedersorbische Erzieherausbildung am OSZ in Cottbus/Chóśebuz. Darüber hinaus gibt es in sorbischen/wendischen Institutionen Stellen im wissenschaftlichen Bereich (z.B. Historiker, Sprach- und Kulturwissenschaftler, Pädagogen), als Journalisten (rbb, Zeitung), Verlags-Lektoren, Sachbearbeiter in verschiedenen Einrichtungen...
D.h. es gibt keine ausdrücklich sorbischen/wendischen Ausbildungsberufe oder Studiengänge - wenn man sich aber die Sprachkenntnisse aus der Schulzeit frisch hält bzw. ausbaut oder neu erwirbt (z.B. in Kursen der Schule für Niedersorbische Sprache und Kultur), eröffnen sich viele berufliche Möglichkeiten in der Region: Im Tourismus möchten Gäste die Zweisprachigkeit authentisch erleben, die Verwaltungen benötigen sprachkundige Mitarbeiter, weil Sorben/Wenden das Recht haben, mit ihnen in ihrer Sprache zu kommunizieren, für Publikationen werden Autoren, Illustratoren, Übersetzer, Mediengestalter oder auch IT-Experten benötigt.
Gemeinden im sorbischen/wendischen Gebiet benötigen Pfarrer, die Sorbisch/Wendisch können. Rechtsanwälte aber auch Geschäfte und Betriebe können sich neue Zielgruppen erschließen, da einige lieber dort Kunde sind, wo man ihre Sprache spricht. Von sorbischer/wendischer Seite wird daran gearbeitet, diese Möglichkeiten auszubauen, gesetzliche Regelungen haben sich ebenfalls so verändert, dass der Sprachgebrauch stärker gefördert wird. Hier wird zukünftig ein steigendes Interesse erwartet. Insofern handelt es sich bei sorbischen/wendischen Sprachkenntnissen um eine Zusatzqualifikation, über die nur relativ wenige verfügen. Für spätere Arbeitgeber kann das in vielen Berufen bei einer Bewerbung durchaus ein ausschlaggebendes Kriterium sein.
Měto Nowak