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So punkten Auszubildende – aus Sicht eines Ausbilders

Ausbildungsbetrieb finden

Veröffentlicht am 01.10.2019

Mit dem sogenannten „Nachweis der berufs- und arbeitspädagogischen Eignung“, ist man ganz offiziell „befähigt, Auszubildende in ihrem Beruf auszubilden“. Um sich aus den eigenen Reihen qualifizierte Fachkräfte zu sichern, ist diese Ausbildereignung ein wichtiger Faktor. Vermittelt werden beispielsweise Lernprozesse, wie man junge Menschen in bestimmten Aufgaben unterweist und wie Lernerfolgskontrollen durchgeführt werden.  Auch für zahlreiche Fortbildungsprüfungen, wie bei Meister- und Fachwirtabschlüssen, ist dieser Lehrgang ein Bestandteil. Soweit die Theorie.

In den mehr als 10 Jahren als Ausbilderin sammelte ich viele Erfahrungen. Auf der einen Seite gibt es die aufsehenerregendsten Auszubildenden, die nicht unbedingt auch die Anerkanntesten sind. Denen gegenüber stehen die Ruhigeren und Unauffälligeren. Auch sie müssen nicht unbedingt die perfekten Kandidaten sein. Doch wie erkenne ich nun den potenziellen Arbeitenden, wenn er vor mir steht? Das ist keine leichte Sache. Diese Erkenntnis vermittelt kein Kurs. Hier muss man sich auf die eigenen Erlebnisse und Anzeichen verlassen. Eine grobe Richtung, worauf man achten sollte, gibt es dennoch.

Motivation und Optimismus

Diese Floskeln „Das kann ich nicht.“ oder „Dafür bin ich nicht zuständig.“ hat sicher jeder schon einmal gehört. Der kleine, aber feine Unterschied liegt in einem einzigen Wort: „Das kann ich noch nicht.“ klingt eher nach Lernbereitschaft und Motivation für neue Herausforderungen, als nach Abwehrhaltung. Eine optimistische Herangehensweise an unbekannte und herausfordernde Aufgaben ist ein wichtiger Aspekt.

Verantwortung

 Fehler passieren! Sie sind kein Genickbruch, sondern müssen akzeptiert werden. Der berühmte Satz „Ich war es nicht.“ zeigt eine offensichtliche Leugnung. Missgeschicke zu vertuschen oder gar andere dafür verantwortlich zu machen, zeugt nicht von Verantwortungsbewusstsein. Verantwortung zu übernehmen zeigt Stärke, auch wenn damit negative Folgen verbunden sein können. Verlässliches und eigenverantwortliches Arbeiten hilft im Alltag ungemein. Oberste Priorität ist ein respekt- und vertrauensvoller Umgang mit anderen.

Prüfstand

 „Das haben wir schon immer so gemacht.“ – ein berühmter Satz aus dem Alltag. Sicher gibt es Abläufe, die in der Praxis zwar irgendwie funktionieren, dennoch optimiert werden könnten. Der Blick von außen, von Jemand Neues, erkennt Potenzial und hinterfragt die Dinge. Und die profane Aussage vom Anfang wird nicht einfach so hingenommen, sondern ein guter Auszubildender (m/w/d) geht der Sache auf den Grund. Dieser Aspekt, das Altbewährte zu prüfen, zeichnet eine außergewöhnliche Persönlichkeit aus.

Fokus 

Es wird keine Ablenkung zugelassen. Ob ein schwieriges Kundengespräch am Telefon, ein Streit unter Freunden im Privaten oder ein „kleiner Kater“ von der Party am Abend zuvor – die Aufgaben des Arbeitsalltags werden souverän umgesetzt. Nichts kann einen aus der Ruhe bringen.

Feingefühl

Auseinandersetzungen und Kontroversen gehören zum Berufsleben. In solchen Situationen erkennt man die Konfliktfähigkeit eines einzelnen. Dabei ist Fingerspitzengefühl gefragt. Empfehlenswert ist es, in ruhiger und sachlicher Art die eigenen Argumente zu vertreten und den Gesprächspartner nicht persönlich anzugreifen. Überall treffen unterschiedliche Charaktere aufeinander und sicher arbeitet man mit dem einen lieber zusammen, als mit dem anderen. Dennoch sollte dabei ein hohes Maß an Diplomatie an den Tag gelegt werden, ohne ein Ja-Sager zu sein.

Selbstzufriedenheit

Die eigenen Fähigkeiten und Talente realistisch einsetzen, ohne überheblich zu werden, zeigt ein gesundes Maß an Selbstbewusstsein. Der junge Mensch sollte auf sich vertrauen, sich von Fehlern nicht abschrecken lassen und Schwierigkeiten anpacken. Dies gepaart mit Zurückhaltung in den richtigen Situationen, ist ein absoluter Glücksgriff für Ausbilder.

Und „dumme Fragen“ gibt es nicht! Sich lieber einmal mehr absichern, zeigt Interesse für die Sache und auch das Mitdenken.

Natürlich sind das nur erste Ansätze. Jeder Mensch ist einzigartig und das ist auch gut so. Du sollst kein Schleimer oder Streber sein, sei einfach du selbst und halte an deinen Zielen fest! Zeig stets Interesse an der Arbeit und sei auch bereit, eine Sonderaufgabe zu übernehmen. „Verkaufe“ dich während der Ausbildung positiv, denn arbeiten ist auch Selbstmarketing.

Quelle: https://ausbilderschein24.de/perfekten-azubi-erkennen/

Foto: Shutterstock

Autor: Andrea Richter