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Shanghai Calling: Mein Auslandssemester im chinesischen Großstadtdschungel

Studium

Veröffentlicht am 23.08.2017

Im Rahmen meines dualen Studiums in „BWL – Medien- und Kommunikationswirtschaft“ an der DHBW Ravensburg, bestand die Möglichkeit, ein Theoriesemester an einer ausländischen Hochschule bzw. Universität zu absolvieren. Für mich als „Weltenbummlerin“ natürlich ein absolutes Muss. Ich entschied mich daher, im fünften Semester das Weite zu suchen und nach Shanghai (China) zu gehen.

Auslandssemester: Vorbereitung

Generell unterscheidet sich der Vorbereitungs- und Bewerbungsprozess von Hochschule zu Hochschule. In meinem Fall lief die Bewerbung und Organisation des Auslandssemesters über unser hochschulinternes „International Office“, da die Shanghai Second Polytechnic University (kurz SSPU) eine Kooperationsuniversität der DHBW ist. Den Schriftverkehr sowie das Einreichen der Unterlagen, die für das Studium an meiner Wunschhochschule notwendig waren, übernahmen daher die Mitarbeiter des Offices, was eine große Erleichterung – vor allem in Bezug auf die chinesische Mentalität und mögliche Sprachbarrieren – mit sich brachte. Schritt eins meines Vorhabens bestand zunächst im Erstellen einer To-Do-Liste, die folgendermaßen aussah:

  1. Bewerbungsunterlagen ausfüllen und an das International Office senden       Dazu zählten: Angaben zu meiner Person und zum Studium in Deutschland mussten in einem vorgefertigten Formular ausgefüllt werden. Außerdem benötigte ich einen Sprachnachweis für ausreichend Englischkenntnisse. Punkt 1 der Liste war somit recht einfach.
  1. Kurse mit der Studiengangsleitung im „Learning Agreement“ festlegen
    In einem Vordruck, welches sich „Learning Agreement“ nannte, legte ich nach erfolgreicher Bewerbung die Kurse fest, die ich an der SSPU besuchen wollte. Die Auswahl richtet sich hierbei immer nach dem Studiengang, der Stundenanzahl sowie Credits, die gefordert waren. Wichtig war, dass so viele Kurse wie möglich in Deutschland angerechnet werden konnten.
  1. Chinesisches Studentenvisum bei der Botschaft in Berlin beantragen
    Da ich nicht persönlich nach Berlin zur Beantragung bzw. Abholdung des Visums fahren konnte, hatte ich die Möglichkeit, dies über eine Agentur auf postalischem Weg zu beantragen. Auch das war reibungslos und unkompliziert. Binnen zwei Wochen hielt ich meinen Pass inklusive notwendigem Studentenvisum in meinen Händen
    (Kosten: ca. 160 Euro).
  1. Hin- und Rückflug für Shanghai buchen
    Ein Preisvergleich über die bekannten Flugsuchmaschinen lohnt sich. In meinem Fall hatte British Airways mit kurzem Zwischenstopp in London das beste Angebot
    (Kosten: ca. 460 Euro).
  1. Kranken-und Unfallversicherung für das Ausland abschließen
    Das Angebot an Versicherungspaketen mit diversen Bestandteilen ist riesig. Ich entschied mich für ein Premium-Flug-Versicherungspaket der Hanse-Merkur, mit der ich bereits im Vorfeld gute Erfahrungen gesammelt hatte. Auch das funktionierte ganz einfach online.
    (Kosten: ca. 290 Euro)
  1. Unterkunft in Shanghai finden
    Blieb der wohl schwierigste Punkt auf meiner Liste: eine Unterkunft in Shanghai finden! Für alle ausländischen Studenten der SSPU besteht die Möglichkeit, in einem Doppelzimmer auf dem Campus unterzukommen. Da der Campus aber knapp 30 km außerhalb im Osten der Stadt lag, entschied ich mich für ein WG-Zimmer möglichst in Zentrumsnähe. Die Zimmersuche von Deutschland aus gestaltete sich allerdings etwas schwieriger, als ich zunächst angenommen hatte. Die erste Woche konnte ich bei einer Freundin, die in Shanghai arbeitete, unterkommen. Vor Ort war es dann deutlich einfacher und innerhalb von einer Woche erledigt (Kosten: ca. 400 Euro monatlich).

Blieb eigentlich nur noch der Abflug! Von Berlin aus ging es los. Ohne jeglichen Bezug zu Asien oder vorhandenen Sprachkenntnissen stürzte ich mich Mitte September vergangenen Jahres also in mein Abenteuer im chinesischen Großstadtdschungel Shanghai.

 

Erfahrungen vor Ort: Studieren und Leben Shanghai

你好上海 (Ní hào Shànghǎi): Herzlichen willkommen in Shanghai! Hier sollte ich nun die nächsten 3,5 Monate studieren und leben. Pünktlich mit Beginn des Semesters erhielt ich von meinem verantwortlichen Betreuer der SSPU den Vorlesungsplan. Und der meinte es – aus reisetechnischer Sicht zumindest – sehr gut. Meine Kurse waren auf Dienstag, Mittwoch und Donnerstag verteilt. Die Tage selbst, vor allem der Dienstag, waren dafür zwar sehr vollgepackt (Dienstag: 8 bis 21 Uhr Vorlesungen am Stück), aber wenn ich dafür an den „verlängerten“ Wochenenden Zeit zum Reisen hatte, war das ein angenehmer Kompromiss. In meinen Kursen saßen zum Teil chinesische Studenten, andere Vorlesungen hingegen bestanden nur aus internationalen Studenten.

Der Campus war in meinen Augen einfach nur riesig. Insgesamt studierten dort rund 17.000 chinesische Studenten. Es gab 19 Vorlesungsgebäude, diverse Sportplätze, kleine Supermärkte, einen Friseur und vier Mensen, die sowohl mittags als auch abends sehr gutes Essen für wenig Geld (pro Portion ca. 1-2 Euro) verkauften. Um von einem Ende zum anderen zu gelangen, brauchte ich ca. 15 Minuten zu Fuß.

Die Universität gab sich in Sachen „Bespaßung“ der internationalen Studenten sehr viel Mühe. Und obwohl China alles blockiert, was von Amerika kommt, waren Halloween- oder auch Christmas-Parties sehr angesagt. Mein Highlight war ein Auftritt während der Eröffnungsfeier eines Sportevents auf dem Campus.

Um von meiner WG im Stadtteil Jing´an , welche ich mit vier französischen Studenten teilte, hieß es 1,5 Stunden Fahrt mit Metro und Bus. Glücklicherweise begannen oder endeten meine Kurse meist vor oder nach der Rush-Hour, was die Fahrt zur Universität deutlich angenehmer machte. Während der Rush-Hour war nämlich ordentlich quetschen und drängeln angesagt. Und im Falle von China heißt das: Jeder ist sich selbst am nächsten!

Mein WG-Zimmer befand sich im 17. Stock eines Hochhauses inmitten eines Appartement-Komplexes und im Verhältnis zu typisch chinesischen Wohnungen wirklich sehr modern. Mit Panorama-Blick auf den Jing´an Tempel und das Geschehen auf der Straße begann ich so täglich meinen Tag – immer dienstags aufgrund der frühen Vorlesungszeit bereits vor Sonnenaufgang um 5:30 Uhr.

Und so vergingen die Tage wie im Flug. Ob ein Besuch im Museum oder anderen Sightseeing-Aktivitäten, ein Ausflug in einen der zahlreichen städtischen Parks, die vor allem zum Sporttreiben von den Chinesen genutzt wurden, ein Partyabend in geselliger Runde oder ein Wochenend-Trip zum Erkunden des Landes – Shanghai und vor allem China hatte so viel mehr zu bieten, als ich mir je vorstellen konnte.

Doch ein Semester im Reich der Mitte ist definitiv nicht für Jedermann! An die chinesische schüchterne und zugleich „arrogante“ Mentalität, Stehtoiletten ohne Hygieneartikel oder auch einfach nur Sprachbarrieren, die sehr oft überwunden werden müssen, muss man sich erst gewöhnen. Gute Englischkenntnisse sind dort leider nicht an der Tagesordnung.

Reisen in China

Und wenn man schon einmal vor Ort ist, bietet es sich natürlich auch an, das Land in studienfreien Zeiten zu erkunden. Und die Auswahl an Reisezielen in China ist groß! Angefangen bei Highlights in der Stadt selbst, über einen Besuch der Landeshauptstadt Peking mit einem Abstecher zur chinesischen Mauer oder auch der Terrakotta-Armee in der Nähe der chinesischen Stadt in Xi´an. Das Reisen in China ist generell sehr gut via Flugzeug oder Zug machbar – je nachdem, wie weit das Reiseziel von Shanghai entfernt ist. Die Flug- und Zugtickets sind verhältnismäßig günstig. Pro Strecke zahlt man ungefähr 40-50 Euro. Auch die Unterkünfte sind preislich günstig. Sehr zu empfehlen, ist die Übernachtung in Hostels, die auch Privatzimmer mit eigenem Bad für 20-30 Euro pro Nacht anbieten. Vor allem für alle Reisenden zu empfehlen, für die das Schlafen in einem Schlafsaal (Dorm) nichts ist. Aber Achtung: Lies dir unbedingt vorher Erfahrungsberichte über die Unterkünfte im Internet durch, sonst gibt es vor allem im Hinblick auf die Härte der Matratze böses Erwachen. Die Chinesen selbst schlafen nämlich am liebsten auf einem reinen Holzbrett.

Meine Highlights, die ich sehr empfehlen kann:

  • Hainan (Flugreise):

Insel im Süden Chinas, die auch bekannt ist als das chinesische Hawaii. Für einen Abstecher, um entspannt mit einer Kokosnuss am Strand zu liegen, sehr zu empfehlen.

  • Zhujiaojiao (Busreise):

Charmante Wasserstadt mit vielen kleinen Handwerksläden. Im „Venedig Shanghais“ darf natürlich auch die Gondelfahrt durch die Kanäle nicht fehlen.

  • Guilin (Flugsreise):

Stadt im Süden Chinas inmitten einer atemberaubenden Karstlandschaft. Von hier aus kann man die Longsheng-Reisterrassen besuchen und eine Floßfahrt auf dem Li-Fluss unternehmen, welche in Xingping endet. Dieser Ort ist auf dem 20-Yuan-Geldschein abgebildet. Ein Foto am Schauplatz mit dem Geldschein in der Hand ist natürlich das Highlight für jeden Touristen.

  • Peking & Die Chinesischer Mauer
    (Zug- oder Flugreise: Eine Fahrt mit dem Highspeed-Zug lohnt sich!):

Auf der Reiseliste sollte auf keinen Fall die chinesische Hauptstadt Peking fehlen. Das Stadtbild im Vergleich zu Shanghai könnte unterschiedlicher kaum sein. Hier spürt man das traditionelle China an allen Ecken und Enden. Das Angebot an Sightseeing-Highlights ist scheint nahezu unendlich, wie z. B. die Verbotene Stadt, der Tian´anmen Platz oder der neue Sommerpalast. Und wer schon immer mal lebende Insekten oder die einzig wahre „Pekingente“ essen wollte, ist hier bestens aufgehoben. Ein Tipp: Maske unbedingt mitnehmen. In Peking wechselt das Smog-Level teilweise innerhalb von wenigen Stunden und dann wird es ohne Maske schnell ungemütlich. Während des Aufenthaltes in Peking sollte man unbedingt einen Tagesausflug zu chinesischen Mauer einplanen. Ich habe den Abschnitt Mutianyu besucht. In wenigen Minuten bringt dich eine Seilbahn nach oben. Und für all diejenigen, die lieber ein bisschen mehr Action auf dem Weg aus den Bergen zum Ausgangspunkt möchten, bietet die Sommerrodelbahn die nötige Abwechselung.

  • Xi´an (Flugreise)

Die chinesische Großstadt im Landesinneren hat seinen Reiz – neben traditionellen chinesischen Pagoden, einer alten Stadtmauer und einem Muslimischen Markt – vor allem als Ausgangspunkt für diverse Tagestrips. Von hier aus geht es zur berühmten Terrakotta-Armee oder auch zu einem Wanderausflug zum Huà Shān Berg. Der absolute Höhepunkt am Ende der Wanderung: der Plankwalk. Hier gibt es die Möglichkeit, auf einem cm-breiten Holzbrett entlang einer Felsmauer in m Höhe zu laufen. Definitiv nichts für schwache Nerven!