Die Schülerfirma des Niedersorbischen Gymnasiums

Anstelle eines gewöhnlichen Seminarkurses, arbeiten fünfzehn Schüler/innen des Niedersorbischen Gymnasiums in Cottbus in einer Schülerfirma.
Sorben in Tracht Niederlausitz

Anstelle eines gewöhnlichen Seminarkurses, arbeiten fünfzehn Schülerinnen und Schüler des Niedersorbischen Gymnasiums (NSG) in Cottbus in einer Schülerfirma. Dort bieten sie Kahn- und Fußtouren im Spreewald an und führen ein Tanzcafé in ihrer Cafeteria. Eine gute Möglichkeit sich in seiner Heimat zu engagieren und gleichzeitig Geld für den Abiball zu verdienen. PLANBAR hat die Schülerinnen und Schüler des NSG gefragt, wie so eine Schülerfirma funktioniert.

Bewerbung für ein Schulfach

Die Nachfrage unter den Schülerinnen und Schülern der 11. Klasse war sehr groß, verrät mir Anna Gümbel, die es wie vierzehn weitere Schüler in den begehrten Seminarkurs „Schülerfirma“ geschafft hat. Wie auch für eine reale Arbeitsstelle mussten die Interessierten eine Bewerbung schreiben und begründen, warum sie für diese Schülerfirma geeignet sind. Dabei überzeugten gewöhnliche aber nicht zu unterschätzende Eigenschaften wie Sozialkompetenz und Kreativität, aber auch besondere Talente wie Hobbyfotografie und das Erstellen einer Webseite. Außerdem kannte der leitende Seminarkurslehrer, Herr Kabisch, einige der Schüler bereits aus seinem Unterricht und konnte sich so bereits ein Bild von ihnen machen.

Alte Projekte und neue Ideen

Die Lutki-Tours


Vor rund drei Jahren entstanden die Lutki-Tours durch die damalige Schülerfirma. Seitdem wurden sie jedes Jahr an die 11. Klasse weitergereicht und letzten Herbst wieder von den neuen 11-Klässlern übernommen. Die Schüler/innen begrüßen die Touristen und Einheimische mit einem kulinarischen Gruß aus dem Spreewald: Brot, Leinöl und Gewürzgurken . Dann führen sie ihre Gäste zu Fuß bei einem gemütlichen Spaziergang oder per Kahnfahrt durch und um Burg im Spreewald. Dabei erzählen sie von sorbischen Bräuchen und alten Sagen der Region, wie dem Schlangenkönig, der Mittagsfrau oder eben den Lutki.
Die Touren starten im April und laufen bis Oktober etwa alle zwei Wochen. Sogar in den Sommerferien der Schüler/innen werden sie von ihnen weitergeführt. Das wird bereits im Voraus geplant, wer von ihnen wann Zeit hat. Dabei wechseln sich die Schüler/innen regelmäßig ab.

Das Tanzcafé


Das Tanzcafé ist ein Projekt, dass die Schüler/innen sich neu haben einfallen lassen. Dabei laden sie Senioren zum Tanzen, Kaffee trinken und Kuchen essen in die Cafeteria des Niedersorbischen Gymnasiums ein. Zu Roland Kaiser und der Annemarie-Polka wird die Tanzfläche gestürmt. Es wird getanzt, gelacht und geredet. Die Schüler/innen haben schon einiges über ihre älteren Gäste erfahren und hören sich gern ihre Geschichten an.
Die Termine finden ebenfalls fast alle zwei Wochen am Donnerstagnachmittag statt. Da diese Veranstaltungen länger gehen, als der übliche Seminarkurs, opfern die Schüler ein paar Stunden ihrer Freizeit. Dies machen sie jedoch mit Freude.

Noten für Leistung

In einem üblichen Seminarkurs schreiben die Schüler/innen eine Seminararbeit, die am Ende von ihnen verteidigt und vom Lehrer benotet wird. In der Schülerfirma schreiben sie Zusammenfassungen über den Kurs und die einzelnen Stunden, ähnlich wie Tagebucheinträge. Außerdem erhalten sie Zensuren auf ihre Leistungen. Dafür bewerten die Schüler/innen gegenseitig ihr Engagement und schätzen sich selber ein.

Dein Tanzbereich. Mein Tanzbereich.

Wie in einem richtigen Betrieb gibt es auch in der Schülerfirma eine Aufgabenverteilung. Es gibt eine Chefin, die alles koordiniert und im Blick behält. Das Service- und Küchenteam ist beim Tanzcafé für Kaffee und Kuchen verantwortlich, sowie für den anschließenden Abwasch. Einige Schüler/innen sorgen für den Aufbau und die Dekoration. Konto- und Finanzbeauftragte kümmern sich um die Einnahmen und Ausgaben und halten den Kontakt zu Junior. (‚Wer oder was ist Junior?‘, fragst du dich jetzt. Ha! Weiterlesen, dann erfährst du es.) Und Anna bspw. moderiert die Veranstaltung, heißt die Gäste willkommen und sagt bestimmte Lieder und Tänze an. Natürlich springen die Schüler/innen ein, wenn irgendwo Not am Mann ist und unterstützen sich gegenseitig, damit die Firma läuft. Doch die Einteilung in Verantwortliche ist wichtig, um Entscheidungen zu treffen und einen Überblick zu behalten.

Gewinn mit Sinn

Wie auch jedes anderes Unternehmen versuchen die Schüler/innen Gewinn zu erwirtschaften. Das übrige Geld, nach Abzügen für Kaffee, Kuchen, Begrüßungsbrot und weiteren Kosten, geht in die Abiball-Kasse der Schüler/innen. Da sie sich die Personalkosten sparen, kommt dabei ordentlich was zusammen.

Unterstützung durch Junior

Junior ist ein deutschlandweites Institut, das Schülerfirmen unterstützt und jungen Menschen hilft ihr eigenes Start-Up zu gründen. Sie kümmern sich auch bei der Schülerfirma des NSGs, um die Firmeneintragung und die monatliche Buchführung. So schicken die verantwortlichen Schüler/innen Junior regelmäßig ihre Kosten und Einnahmen und erhalten eine gültige Unternehmensbilanz. Eine große Unterstützung, da die Schüler/innen in dem Bereich nicht die ausreichende Erfahrung besitzen.  Außerdem bietet Junior Workshops und Wettbewerbe an.
Na? Lust bekommen, selber eine Schülerfirma zu gründen? Dann findest du hier weitere Infos über das Institut Junior.
Oder du klickst dich auf die Webseite der Schülerfirma. Dort findest du auch weitere Infos über die Lutki-Tours und das Tanzcafé.