Schlechte Noten als Pandemiegeschenk? Was hilft da jetzt?
Ausbildungsfinder
Das Schüler-Dasein in Zeiten von Corona hatte mehr Settings als die meisten Videospiele. Nicht alle kamen problemlos durch alle Level. Ein paar Tipps, wie Schüler*innen sich wieder zum Lernen motivieren und Lerndefizite aufholen können.
Schüler*innen hat die Corona-Pandemie ganz schön was abverlangt. Bei allen Bemühungen um einen halbwegs geregelten Unterricht, ging es in den vergangenen 18 Monaten für viele doch ganz schön turbulent zu. Es gab Phasen der Schulöffnungen, Wechsel von Präsenz- und Distanzunterricht, unterschiedliche Hygienekonzepte, Maskenpflicht, Testpflicht, reinen Distanzunterricht, Schüler*innen, Lehrer*innen, Klassen, ganze Jahrgänge, die in Quarantäne mussten. Die multiplen Level des Schüler*innen das eins in Zeiten von Corona haben die meisten trotzdem erfolgreich durchgespielt. Andere hatten verständlicherweise auch Schwierigkeiten. Denn Zwischenspeichern und neu einsteigen, wenn was schiefläuft, funktioniert leider nur virtuell.
Ich kann das
Wer aus dem Corona-Schuljahr ein schlechtes Zeugnis mitgenommen hat, und nun, als kleines Pandemie-Geschenk, beim Unterrichtsstoff nicht hinterherkommt, der ärgert sich natürlich. Nicht immer zwangsläufig über sich selbst. „Kann ich denn was dafür, dass Pandemie ist, wenn ich zur Schule muss?“, fragt sich manch eine*r vielleicht. Doch wie im Videospiel, wenn Du durch ein schweres Level musst und einen Rückschlag nach dem anderen hast – ein Druck auf die Pausentaste, tief durchgeatmet und es wird so lange weitergemacht, bis Du es geschafft hat.
Das motiviert mich
Das ist schon mal die erste Herausforderung: ein Ziel vor Augen haben. Die Schulzeit zieht sich wie ein zäher Kaugummi, besonders in Zeiten von Corona, doch rückblickend betrachtet, ist sie um wie nichts. Und dann hat man seine Noten. Wer also eine Ahnung hat von dem, was er nach der Schule machen will und was für Skills es dazu braucht,
kennt schon mal den Anspruch des Levels, das es durchzuspielen gilt und welche Noten dafür nötig sind. Welche Fächer fallen Dir leicht in der Schule? Was machst Du gern? Was sind Deine Talente? Wofür interessierst Du Dich? Wer so gar keine Ahnung hat, kann das auch noch herausfinden. Die Arbeitsagenturen Cottbus und Bautzen bieten Berufs- und Studienberatungen an (Anmeldung unter: Cottbus-Berufsberatung@ arbeitsagentur.de oder Bautzen.Berufsberatung@arbeitsagentur.de). Wer gleich online
einen Test machen will, kann das auf www.berufsprofiling.de tun. Basierend auf der wissenschaftlichen Analyse Deiner Fähigkeiten, Persönlichkeitseigenschaften und Interessen werden Dir konkrete Berufsvorschläge gemacht und was für eine Ausbildung, was für ein Studium Du dazu brauchst.
Ich lasse mir helfen
Um in einem Fach besser zu werden, stellst Du Dir am besten folgende Fragen: kann ich das alleine wieder aufholen oder brauche ich Hilfe? Und was genau fällt mir an dem Fach eigentlich so schwer? Ist es ein bestimmtes Themengebiet oder hat sich das Unverständnis über Monate hinweg angesammelt und schon die Basics wollen nicht in den Kopf rein? Professionelle Nachhilfe ist eine Option. Mögliche Plattformen, wo Nachhilfe angeboten wird, sind zum Beispiel das Abakus-Nachhilfe-Institut, der Minilernkreis, der Studienkreis oder auch ebay Kleinanzeigen. Nachhilfe ist geeignet für Schüler*innen, die von alleine gar nicht mehr für ihr ganz spezielles Hass-Fach lernen würden. Eine weitere Möglichkeit ist, mit Schüler*innen Deiner Klasse, die in dem Fach gut sind und gut erklären können und Dich unterstützen wollen, zusammen Hausaufgaben zu machen und für Klausuren zu lernen. Meistens reicht das aber nicht aus. Du musst dann auch nochmal für Dich bestimmte Aufgabenstellungen durcharbeiten.
Ich nutze meine Zeit
Das klingt alles furchtbar anstrengend. Doch die Mühe lohnt sich, wenn Du dann die ersten Resultate siehst, motiviert das und das Lernen fällt leichter. Außerdem hast Du ja Dein Ziel, das Du erreichen willst. Am Ball bleiben ist wichtig. Gerade in Fächern, die Dir nicht so liegen. Falls Du was nicht verstanden hast, kläre das möglichst schnell mit Deinen Lehrer*innen, frag bei Mitschüler*innen nach. Doch wie lernt man allein, wenn man so gar keine Lust hat?
Emily Konieczny hat das Gymnasium mit einem 1,0er Abi und einem Stipendium
abgeschlossen. In der Coronazeit hat die 18-Jährige Schipkauerin auch manches Mal wenig motiviert zuhause gesessen. Mit einer Sanduhr hat sie sich dann doch zum Lernen überwunden. Immer wenn die Sandkörner durch die schmale Öffnung rieselten, war Lernen angesagt. Und wenn der Lernstoff noch nicht im Kopf war, hat sie die Sanduhr eben nochmal umgedreht. Geholfen hat ihr auch das Gefühl, dass Freund*innen zur selben Zeit wie sie gelernt haben. Wer keine Sanduhr zuhause hat, dem helfen vielleicht auch Lernlivestreams auf Youtube wie zum Beispiel die von @studyvibes, @jamesscholz, @astudies oder @StudyMD.
Ich konzentriere mich auch auf meine Stärken
Steck Deine Energie in Dinge, die Dir liegen. Pushe Deinen Zeugnisdurchschnitt mit Fächern, in denen Du Deine besten Leistungen bringst. Wenn Du eher praktisch veranlagt bist, bringen Dich auch Praktika voran. Bei Vorstellungsgesprächen, die Du einmal haben wirst, sei es für eine Ausbildungsstelle oder einen Job, kannst Du überzeugen mit Erfahrungen in der Arbeitswelt, Wissen und Skills, die Dir in der Schule niemand beibringt. So zeigst Du auch, dass Du schon als Schüler*in in der Welt der Erwachsenen zurechtgekommen bist. Manchen Arbeitgeber*innen sind gute Social Skills ohnehin wichtiger, als ein Zeugnis voller Einsen. Neben der ganzen Lernerei und Zukunftsplanung sind auch Auszeiten wichtig, wo Du alles das machen kannst, worauf Du Lust hast. Die kannst Du dann auch ganz ohne schlechtes Gewissen genießen und hast noch einen Grund, stolz auf Dich zu sein. Die extra Lerneinheiten lohnen sich allein für dieses Gefühl. Tipps zum Lernen im Homeschooling findest du übrigens auch, wenn du zurück auf Seite 54 blätterst. Du hast die Kontrolle über Dein Leben, Deine Zukunft und selbst eine Pandemie, die es Dir schwerer gemacht hat, als anderen, hat Dich nicht aufgehalten.
Autor: Julia Siebrecht