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Sag es durch die Blume

Reportagen

Veröffentlicht am 01.07.2011

Blumen sagen mehr als 1.000 Worte. Stell dir mal einen Geburtstag, eine Hochzeit, ein Fest oder gar ein ganzes Leben ohne die vielen Farben und tollen Düfte von Blumensträußen und Gestecken vor!

Das Leben würde doch trostlos und grau sein, oder? Genau so sieht das auch Christian Müller aus Lauchhammer. Er hat sich vor sechs Jahren entschieden, eine Ausbildung zum Floristen zu machen – auch, wenn das nicht ganz typisch ist für einen Mann und bei den meisten sofort im Kopf Gedanken weckt wie: „Der ist doch homosexuell!"Wenn du das Wort Florist hörst, geht’s dir wahrscheinlich wie den meisten Menschen in Deutschland: Vor deinem inneren Auge siehst du sofort eine Frau, Mitte dreißig, eine grüne Schürze um die Hüften gewickelt und eine Brille auf der Nase. Kreativität siehst du den meisten Floristen auch nicht an, und dennoch – jedes Mal, wenn du einen Blumenstrauß oder ein Gesteck, dass du für deine Mutti, Oma oder deine Freundin zum Geburtstag bestellt hast, abholst, bist du erstaunt, wie genial das „Kunstwerk" aussieht.

Christian Müller ist das ganze Gegenteil von diesem Klischee. Er ist 23 Jahre alt, top in Form, kreativ, geschickt und hat bisher für jeden seiner Kunden das Richtige gefunden. „Vor drei Jahren habe ich meine Ausbildung zum Floristen abgeschlossen. Jetzt arbeite ich in unserem Familienbetrieb in Lauchhammer", erzählt Christian. So ist er auch auf die Idee gekommen, Florist zu werden. „Ich bin in unserem Familienbetrieb groß geworden und wusste genau, was es heißt, Florist zu sein. Da war die Entscheidung für oder gegen den Beruf nicht sehr schwer", sagt der 23-Jährige mit einem Lächeln auf dem Gesicht. Schon ziemlich zeitig hat er seine Leidenschaft für Blumen entwickelt. Es war schon immer sein Traum, Florist zu werden – auch, wenn das noch nicht zu hundert Prozent feststand. „Man hält sich ja alle Optionen offen und orientiert sich in verschiedene Richtungen", erklärt Christian. In Rheinland-Pfalz hat er sich vor Beginn der Lehre ein Praktikum organisiert. „Als ich wieder kam, war die Entscheidung felsenfest – ich wollte Florist werden. Und das bin ich heute auch."

Doch der Weg bis dort hin war ziemlich hart und lang.

„Drei Jahre habe ich gelernt – aber natürlich nicht in unserem Betrieb. Das wollte ich nicht. Es gibt nämlich in anderen Läden so viel Neues zu entdecken und Änderungen in eingeschliffene Abläufe lassen sich so viel besser einbringen", erzählt der Lauchhammeraner. Vorher hatte aber der Realschulabschluss angestanden. „Den habe ich ganz gut gemeistert." Um noch besser aufs Berufsleben vorbereitet zu sein, ist der 23-Jährige anschließend noch ein Jahr am Oberstufenzentrum gewesen.

Christian würde sich jeder Zeit wieder für die Ausbildung entscheiden, sagt er. „Allein schon wegen den Mädels." Denn während seiner Lehre hatte er 25 Mädchen in der Klasse. Jungs waren Mangelware. „Da fühlt man sich schon wie der Hahn im Hühnerstall", erzählt er. Und das ist auch jetzt noch so. „Eigentlich hatte ich schon immer nur Kolleginnen. Und die freuen sich immer, wenn ein starker Mann ihnen ein bisschen Arbeit abnimmt." Und Christian räumt gleich noch mit einem Vorurteil auf: „Viele denken, wer Florist ist, ist homosexuell. Ich bin es definitiv nicht", erzählt Christian und schaut dabei seine Freundin Maria an. Sie nickt zustimmend. „Das ist er wirklich nicht", sagt sie.

Der 23-jährige Lauchhammeraner hat seine Berufung gefunden und sich so den Traumjob geangelt. „Der Beruf ist genau das, was ich mir vorgestellt habe." Auch wenn es heißt, um 6 Uhr am Morgen aufzustehen, ständig Ideen zu suchen und vielleicht auch mal einem Kunden zu begegnen, der vergisst, dass Christian nicht in aller erster Linie ein Florist, sondern ein Mensch ist, der sich auch mal einen kleinen Fehler leisten kann. Doch das macht Christian nichts aus. „Als Florist kann ich kreativ sein, neue Dinge ausprobieren und gleichzeitig Geduld und Willensstärke beweisen. Das ist das coole an meinem Job."