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RedBull Leipzig bekommt Flügel

Reportagen

Veröffentlicht am 15.08.2014

"Tradition statt Kommerz", "Ihr macht unseren Sport kaputt", solche und andere Parolen hört man als Fußballlaie wahrscheinlich öfter im Bezug auf Fußball, insbesondere im Zusammenhang mit RB Leipzig. Warum zur Hölle regen sich eigentlich alle darüber auf, dass ein Fußballverein von RedBull gesponsert wird? Damit ihr demnächst auch bei den hitzigen Diskussionen mitreden könnt, wenn RB durch die 2. Bundesliga marschieren wird, haben wir hier mal das Pro- und Contra zu diesem Projekt aufgelistet.

Evonik, Telekom, VW. Sponsoring gehört zum Erfolg in der Bundesliga und international dazu. Dabei gibt es in Deutschland die sogenannte 50+1 Regel. Diese besagt vereinfacht, dass Sponsoren nicht mehr als 50% des Vereins besitzen dürfen. Denn damit würden sie die meisten Entscheidungen treffen und wären die Eigentümer des Vereins. Im Rahmen des "financial fairplay", welches für ganz Europa gilt soll vermieden werden, dass sich Vereine übermäßig verschulden und durch horrende Summen Spieler kaufen und so den Wettbewerb verzerren.

In die Zweite Liga gekauft

Bei Red Bull ist das alles ein bisschen anders. Beim FC Bayern, ob man diesen Verein mag oder nicht, wurde jahrelang,  gut Gewirtschaftet. Ebenso erholte sich der BVB von seinen Finanzproblemen. Durch sportlichen Erfolg und gutem wirtschaften. Ein Verein wie der SC Paderborn, der mit dem so ziemlich kleinsten Etat der 2. Bundesliga den Aufstieg packt, ist ein tolles Beispiel. Hier wurde SPORTLICH und WIRTSCHAFTLICH solide gearbeitet. Auch Energie Cottbus hat es vor einigen Jahren gezeigt, dass man auch ohne den ganz großen Geldgeber den Aufstieg in die Bundesliga packen kann.

Nun kommt ein Verein aus der 3. Liga. Hinter dem Verein steht Dietrich Mateschitz, ein österreichischer Unternehmer und Teilinhaber von Red Bull. Als Milliardär hat er das Projekt RB Leipzig ins Leben gerufen. Der Verein hat keine finanzielle Sorgen und kann sich in der 2. Bundesliga Spieler leisten, die andere Vereine nichtmal in der 1. Bundesliga bezahlen könnten. Das Wappen des Vereins, der Name, das Stadion und so ziemlich alles andere ist an das RedBull Symbol angelehnt. Der Verein ist also eine einzige Vermarktung des Produktes RedBull. Zudem besteht der Vorstand des Vereins fast ausschließlich aus führenden Persönlichkeiten des Unternehmens RedBull. Diese haben volle Entscheidungsgewalt über den Verein.

Keine Fans und Mitglieder erwünscht

Mit weniger als 10 stimmberechtigten Mitgliedern ist hier eindeutig klar, dass der Verein nur als Werbemaßnahme von RedBull geführt wird. Traditionelle Fußballstrukturen, Fans die mitsprechen können und alles andere was einen Verein ausmacht werden hier komplett außen vor gelassen.

"Ulrich Wolter (Geschäftsführer) sagte,  dass RB nicht hohe Mitgliederzahlen anstrebe wie andere Vereine. Laut Wolter seien Vereine, in denen Fans aus der Ultra-Szene Strukturen geschaffen haben, nicht im Sinne des deutschen Fußballs und man wolle sich solchen Zuständen absolut entziehen."

Der Name RasenBallsport musste gewählt werden, da "RedBull" als Vereinsname nicht erlaubt ist.  Da ist es schon fast provokant, dass man zwanghaft versucht mit RB unbedingt die Kürzel des Brauseunternehmens mit in den Namen zu bringen. Welchen anderen Zweck als Werbung für das Produkt RedBull soll dieses Kürzel sonst sein?

Welchen Zweck verfolgt das Wappen auf dem zwei Bullen zu sehen sind sonst, außer Werbung? Das gleiche auf den Trikots und im Stadionnamen und sonst überall...

Was die Fußballfans von den anderen Vereinen aufregt, ist in erster Linie die Wettbewerbsverzerrung. RB kann mit Geld um sich werfen.

Eifersucht und Identifikation

"Ihr seid ja nur eifersüchtig, dass ihr nicht gesponsert werdet!" Das Argument der RB Fans. Einerseits, natürlich würde man alles, beziehungsweise viel mehr gewinnen. Der Verein hätte keine Sorgen.

ICH würde aber nicht wollen, dass ich im Stadion als Werbemännchen für eine Dosenfirma missbraucht werde. Dass mein Verein genutzt wird und im Falle des Misserfolges fallen gelassen werden könnte. Ich möchte nicht mit 20000 Leuten im Stadion sitzen, die einfach nur kommen, weil der Verein zu 90% sowieso gewinnt. Die viel zitierte Tradition, die zugegeben von vielen ein bisschen zu oft betont wird, gibt es aber wirklich. Wer schon einmal in Köln, Dortmund, selbst Essen oder Dresden  im Stadion war, der wird mitbekommen haben, dass "Liebe keine Liga kennt". Stimmung, selbst in schlechten Zeiten, 100% Identifikation mit dem Verein. Das mit einem Dosenverein? - So etwas kann ich nicht verstehen. Vereine die seit über 100 Jahren existieren und sich gehalten haben sind natürlich etwas besonderes. Es ist es auch schön, wenn sich kleine Vereine nach oben arbeiten. Eben durch sportliche Anstrengung und wirtschaftlicher Selbständigkeit des Vereins.

RedBull aber kauft einen unterklassigen Verein aus Leipzig auf, ändert Logo, Namen uvm.. So konnten sie aus der Oberliga ziemlich schnell bis in Liga 2 vordringen.  RB ist kein eigener Verein sondern ein gekaufter. Es geht also nur darum möglichst schnell in Liga 1 zu kommen und das Produkt RedBull zu verkaufen. Wie kann man sich damit identifzieren?

RedBull bald in jedem Land?

Das gleiche Problem gab es in Österreich. Austria Salzburg, ein österreichischer Traditionsverein, mit Freundschaften unter anderem zu Borussia Dortmund, aus der Ersten Liga, wurde aufgekauft und in RedBull Salzburg umbenannt. Die Fans von Austria Salzburg haben sich entschieden NICHT die Gunst der Stunde wahrzunehmen und mit diesen tollen "Eigentümer - Sponsor" die Chance auf Champions League und Co. zu haben. Im Gegenteil:

Die Fans gründen Austria Salzburg neu und sind nun auf dem Weg, ohne großen Sponsor, wieder in die Ersten Ligen in Österreich. Viele Fans von Traditionsvereinen aus Deutschland, Österreich, Holland und noch vielen anderen Ländern, befürworten die Aktion der Austria-Fans.

Somit haben wir in Europa nun zwei RedBull Vereine, die sich durch simples Aufkaufen von bestehenden Vereinen sich in die höhsten Ligen einkaufen wollen beziehungsweise wollten. Neben Tricksereien mit Spielerwechsel, die durch Ausstiegsklauseln zwischen den RedBull-Vereinen hin und her geschoben werden, gehören hier mehrere Vereine zu einem Unternehmen. Das ist Wettbewerbsverzerrung!

Leipzig hat die Bundesliga verdient

Für die Stadt Leipzig ist es sicher schön, einen Verein in der Bundesliga zu haben. Keine Frage, das hat diese fußballtraditionsreiche Stadt wirklich verdient. Das Problem ist nur die Art und Weise. Womöglich wäre ein Sponsor RedBull, der NICHT Eigentümer des Vereins ist, NICHT überall sein Produkt verkaufen will und Ultras zulässt, anstatt sie als "unerwünscht" abstempelt, auch akzeptiert worden. Der Ostfußball hat nach den Abstiegen von Cottbus und Dresden eine Lücke, die RedBull füllen will. Trotzdem sollte man verstehen, dass sich der Rest Deutschlands darüber aufregt.

Wie steht ihr zu dem Projekt RB? Schreibt uns das bei Facebook in die Kommentare!

Eure Autoren

Sebastian S. und Matthias S.-L.