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PLANBAR im Interview mit Raúl Richter

Reportagen

Veröffentlicht am 03.09.2010

Von wie vielen Jugendlichen hab ich es schon gehört? – „Ich will Schauspieler werden!“ – Leider wissen nur die wenigsten, wie viel harte Arbeit und Durchhaltevermögen dieser Beruf erfordert und begeben sich in ihren Träumen auf eine Reise ohne Zukunft.

Es gibt nur wenige, die den Durchbruch schaffen, einer davon ist Raúl Richter, bekannt aus der Daily Soap „Gute Zeiten, Schlechte Zeiten“, in der er den liebenswürdigen Zimmermann Dominik spielt.
Im Kreuzverhör hat er uns verraten, wie ein Tag in seinem Leben aussieht, warum er Schauspieler werden wollte und was Glück mit der ganzen Sache zu tun hat.
Lest hier das Ergebnis eines überraschend frischen Gespräches mit Raúl, bei dem von Starallüren keine Spur war.

 

Hallo Raúl, was machst du denn gerade? Hast du heute schon gedreht?

Heute hab ich frei.
Eigentlich haben wir Probentag, aber ich habe diese Woche wenige Szenen, da muss ich nicht zum Probentag erscheinen. Und ich bereite mich gerade auf ein Casting vor.

 

Für?

Das darf ich euch leider nicht…für das ZDF.

 

Da wünsch ich dir viel Erfolg.

Dankeschön.

 

Raúl Richter, du bist im Januar 23 Jahre jung geworden. Fühlst du dich schon so alt, dass du bei Sendungen wie „Das perfekte Promi-Dinner“ und „Let’s Dance“ mitmachst?

(lacht) Ach ich finde das ist gar keine Alterssache, ich finde man hat in jedem Alter so seine Qualitäten und seine Schwächen, jetzt habe ich beim Promidinner schon das zweite Mal mitgemacht. Gut, ich bin vielleicht nicht der perfekte Koch, aber ich finde, man kann mit 20 Jahren trotzdem schon ein Menü zaubern, dass andere vielleicht auch erst mit 40 hinkriegen.

 

Da hast du wahrscheinlich Recht.

Und bei Let’s Dance. Ja, da sollte es ja eigentlich ein Vorteil sein, wenn man jung bei so einer Show mit macht. Außerdem soll man Persönlichkeit zeigen und da ist es ja egal wie alt man ist.

 

Bist du durch deine peruanischen Wurzeln zum leidenschaftlichen Latin-Dancer geworden?

Ja das dachte man, nicht? Nein eigentlich nicht, ich bin dort zwar aufgewachsen aber das waren ja nur die ersten vier Jahre meines Lebens. Tendenziell haben mir diese Latein-Amerikanischen Tänze aber mehr Spaß gemacht als die steiferen Tänze.

Wie der Wiener Walzer…

Genau richtig.

 

Tanzt du auch privat oder war das nur für die Show?

Das war nur für die Show. Neben dem Dreh fehlt mir einfach die Zeit dafür. Ich würd‘ mich jedenfalls nicht in der Tanzschule anmelden. Klar geh‘ ich in die Disko – da tanzt man ja auch, aber das hat wenig mit dem Turniertanz zu tun.

 

Und des Öfteren auch wenig mit Ästhetik, wenn ich das so sagen kann.

Das kann man so sagen, ja.

 

Bekannt geworden bist du ja aber über deine Rolle in der Soap GZSZ. Als Dominik Gundlach präsentierst du da ja den Frauenschwarm im Zimmermann-Outfit schlechthin. Wie viel Wahrheit über dich selbst steckt denn in der Rolle?

Das ist eine gute Frage, ich glaube in jeder Rolle steckt ein bisschen von einem selbst mit drin. Man haucht der Rolle Leben ein, unabhängig von den Dialogen, die schreibe ich ja nicht. Ansonsten, ist Dominik ein bodenständiger Typ, der das Herz am rechten Fleck trägt, er fühlt sich deshalb ja auch nicht ganz so wohl in dieser High Society, bei den Gerner‘s. Er ist eher der Normalo, insofern identifiziere ich gerne mit ihm. Ich schätze mich auch wie den netten Jungen von nebenan ein (lacht).

Aber Frauenschwarm – ich finde ja Dominik ist gar nicht so ein Frauenschwarm. Er ist ja eigentlich doch schon ein Beziehungstyp.

 

Ich habe gelesen, dass du die Rolle inzwischen selbst als kritisch einschätzt, da sie zu pubertär und als Weichei angelegt sei. Siehst du das wirklich so?

Das hast du bei Wikipedia gelesen stimmt‘s? Ja, das traf auf die Anfangszeit zu, auf die ersten anderthalb Jahre, aber inzwischen hat sich die Rolle verändert.

 

Als Soapstar bei GZSZ bist du ja bekannt geworden. Du spielst auch eine Rolle in der Onlinesoap „Pietshow II“?

Ja, die Pietshow, genau richtig.

 

Siehst du die Zukunft in solchen Onlinesoaps?

Tja. Ich glaube das fragen sich die Produktionsfirmen auch noch. Die Frage ist halt, wie man damit Geld verdient. Es ist ja schon so, dass die Leute immer mehr ins Internet gehen, um sich etwas anzugucken, im Internet aufgezeichnete Videos ansehen. Mittlerweile hat ja auch jeder Fernsehsender seine eigene Internetplattform. Ich finde diese Internetprojekte spannend und gut und mache so etwas gerne mal nebenbei.

 

Aber in der Schauspielerei gehst du schon auf oder?

Absolut!

 

Wie kommt man darauf, sich zum Schauspieler ausbilden zu lassen? Hast du etwa in der Schule gekonnt krank geschauspielert?

Das Schöne ist, dass man als Schauspieler in so viele verschiedene Persönlichkeiten schlüpfen kann. Okay, das gilt jetzt nicht unbedingt für Daily Soaps, weil man da ja doch für einen gewissen Zeitraum auf eine Rolle festgelegt ist. Man erlebt viel, das ist toll, ich spiele in der Daily Soap viele Sachen, die ich privat jetzt noch nicht so erlebt habe. Es macht mir viel Spaß in Figuren einzutauchen und ihnen Leben einzuhauchen. Vor der Kamera fühle ich mich einfach wohl, könnte mir aber vorstellen,  irgendwann auch mal auf die Bühne zu gehen.

 

Du magst es Figuren Leben einzuhauchen, da passt ja deine Arbeit als Synchronsprecher auch ganz gut.

Genau. Was ich als Synchronsprecher besonders schön finde ist, dass man die Rolle für ungefähr drei Stunden lebt. Danach bist du halt weg, hast den Film oder die Rolle synchronisiert und am nächsten Tag kommt etwas anderes. Es ist immer mal wieder eine schöne Abwechslung zum täglichen Dreh.

 

Gab’s auch während deiner Schulzeit oder deiner Ausbildung in Berlin Momente, in denen du in ein tiefes Loch gefallen bist, zum Beispiel, wenn du eine Prüfung versemmelt hast. Wie bist du da wieder rausgekommen?

Ich muss zugeben, dass ich schon irgendwie ein Glückskind bin. In meinem Leben ist bis jetzt noch nicht so viel schief gegangen. Es hat bisher eigentlich immer alles geklappt. Ich habe meinen Abschluss gut gemacht, ich habe – na gut, so viele Prüfungen hatte ich ja auch noch nicht – aber alle Prüfungen, die ich hatte, habe ich gut bestanden. Natürlich gab es immer mal wieder Castings, die ich nicht bekommen habe. Man muss trotzdem immer weiter machen und ein Ziel vor Augen haben. Mir war immer klar, dass es auf meinem Weg nicht immer nur bergauf gehen kann, sondern auch mal bergab. Wenn man sein Ziel vor Augen hat und auf seinem Weg einfach immer weiter geradeaus läuft, dann kommt man irgendwie am Ende an. Das ist immer mein Motto.

 

Also hilft da eigentlich nur eine positive Einstellung.

Ja, eine positive Einstellung ist sehr wichtig.

 

Du bist mit 23 Jahren sicherlich bei allen Teenies bekannt. Was ist das für ein Gefühl?  Kannst du eigentlich noch normal Shoppen gehen oder bestellst du schon nur noch über‘s Internet?

(Lacht) Durch eine Daily Soap erlangt man sicherlich schnell einen relativ hohen Bekanntheitsgrad und klar interessieren sich die Leute auf einmal viel mehr für das Private als vorher. Das ist manchmal schwierig und man muss plötzlich aufpassen, was man sagt oder tut. Dass mich die Leute auf der Straße erkennen, gehört halt zu meinem Job.

 

Und das ist dir aber nicht unangenehm?

Nein, überhaupt nicht.

 

Und die Standardfrage, die vor allem unsere Leserinnen interessieren wird: Bist du denn vergeben?

Ja, ich bin vergeben, ich habe schon lange eine Freundin.

 

Na dann können wir das ja schon mal abhaken.

Ja, genau. (lacht)

 

Wie kann ich mir denn einen Tag in deinem Leben vorstellen? Wie läuft das ab, außer wenn du gerade frei hast so wie heute und faulenzen kannst?

Ich habe meine Morgenrituale von Frühstücken bis Duschen. Dann geht’s zur Arbeit. Das kann bei uns um 8 Uhr morgens sein, dass kann aber auch erst 14 Uhr sein. Man kann eigentlich sagen, dass sich meine Tage nie ähneln, ich habe immer einen anderen Tag, weil ich keine festen Arbeitszeiten habe. Am Set bin ich dann zuerst bei Maske und Kostüm, das dauert zusammen immer ungefähr eine Stunde. Danach geht’s auch schon ins Studio. Da drehen wir immer eine halbe Stunde pro Szene mit drei Kameras. Eine Szene ist später im Fernsehen etwa anderthalb Minuten lang.  Letztendlich ist der Tag meistens gegen 19 Uhr vorbei. Dann geht’s nach Hause.

 

Und am Abend gehst du feiern?

Ab und zu gehe ich feiern, was in letzter Zeit aber immer seltener wird.

 

Wo trifft man dich? Hast du einen Lieblingsort oder eine Lieblingsbar?

Ja, natürlich habe ich so meine Spots in Berlin, wo ich öfter bin.

 

Welchen Tipp würdest du jemanden geben, der von sich sagt „Ich will Schauspieler werden!“?

Die Leute müssen sich darüber im Klaren sein, dass es echt hart ist. Wenn man bereit ist, diesen Weg zu gehen, macht eine Schauspielausbildung Sinn, die man an einer staatlichen oder privaten Schule machen kann. Zieht in eine große Stadt,  da wird ja auch gecastet und gedreht. Außerdem sind ein Schauspielcoach und eine gute Schauspielagentur wichtig, bei der man sich vorher natürlich bewerben muss. Auch ein wenig Glück, Talent und Durchhaltevermögen sind von Vorteil.

 

Wenn das jemand wirklich machen will, dann kämpft er ja auch dafür.

Richtig, dann kämpft man auch dafür. Aber man sollte sich auch objektiv einschätzen lassen, damit man nicht irgendwann an Selbstüberschätzung leidet.

 

Eine Abschlussfrage noch: Wenn du nur einen Wunsch frei hättest, welcher wäre das?

Das klingt jetzt abgedroschen, aber ich würde mir wünschen, dass ich mein Leben lang gesund bleibe und meinen schönen Beruf immer so ausüben kann, wie jetzt.

 

Das hört sich doch gut an. Gut dann war‘s das.

Vielen Dank für das nette Interview…

Mit Raúl Richter sprach Mandy Karch.