Social Media als Nachrichtenportal mit der News-WG
Afterwork
Es gibt Studenten-WGs, Jungs- bzw. Mädchen-WGs, Musik-WGs und noch ganz andere. Aber kennt ihr auch schon die News-WG? Nachrichten und Wohngemeinschaft? Ja, das passt. Ein paar junge Journalisten vereinen das auf Instagram und inzwischen auch auf YouTube. Minusch, Helene und Max (v.l.) erklären euch dort, was politisch und gesellschaftlich gerade los ist in der Welt.
Warum es sich lohnt, ihren Kanälen zu folgen und zu abonnieren, erklären wir euch. PLANBAR hat mit Helene Reiner gesprochen, News-WG-Mitglied der ersten Stunde.
Wie hat sich die News-WG gegründet?
Daran war Helene eindeutig mitbeteiligt. Während ihres Volontariats beim Bayerischen Rundfunk hatte sie ein Seminar zum Thema digitale Format-Entwicklung. Wenn ihr damit jetzt nichts anfangen könnt, ist das gar kein Problem. Ihr müsst nur wissen, dass Helene und ihre Kollegen die Aufgabe hatten, sich darüber Gedanken zu machen, wie sie eine junge Zielgruppe (also euch) noch besser mit politischen und gesellschaftskritischen Themen erreichen kann.
Dabei entstand die Idee, genau diese Themen auf einem Kanal zu veröffentlichen, den junge Menschen regelmäßig – nein, täglich – benutzen. Die Wahl fiel auf Instagram.
„Zu der Zeit waren wir selbst Heavy User und uns fehlte einfach noch das richtige Format“, erzählt mir Helene.
Als das ganze Projekt 2018 entstand, gab es hier und da noch ein wenig Kritik. Instagram sei nicht die richtige Plattform dafür, hieß es. Tatsächlich war Instagram damals noch stärker auf Ästhetik geprägt als heute. Doch letztendlich setzten sie sich durch, wagten den Sprung und vereinten das Instagram-Feeling mit informativen und spannenden Facts aus dem Weltgeschehen. Und zu aller Überraschung lief das richtig gut. Inzwischen ist Instagram für viele – vielleicht sogar für dich – die erste Informationsquelle.
Wer lebt in der WG?
Auf diese zwei Zimmer-Küche-Bad verteilen sich jeden Tag fünf Personen. Ja, das klingt erstmal sehr kuschelig. Zwei davon sind Redakteure, die fleißig recherchieren. Zwei weitere arbeiten als Moderatoren, die euch in den Videos die Welt erklären – so auch Helene. Minusch ist die dritte Moderatorin im Bunde. Allerdings führt sie mit der News-WG eher eine Fernbeziehung, da sie in Saarbrücken lebt und von dort aus arbeitet. Und dann gibt es immer noch einen Social Media-Manager, der die Community im Blick hat und Kommentare beantwortet.
Helenes Beschreibung ihrer Arbeit gefällt mir besonders gut:
„Wir sehen uns da irgendwo auch als Übersetzer. Zum Beispiel, wenn wir schwer verständliche Gesetzestexte durcharbeiten und versuchen, sie in einfacheren und auch spannenderen Worten wiederzugeben.“
Das ist nämlich genau das, was die News-WG ausmacht und von anderen Nachrichtenportalen abhebt. Bei ihnen wird sogar das trockenste Thema auf einmal richtig interessant.
Wie lebt es sich in der News-WG?
Mit den Kollegen zusammenwohnen. Funktioniert das, wollten wir wissen. Helene erklärt uns, dass sie nicht alle 24/7 in dieser 2-Zimmer-Wohnung aufeinanderhocken. Jeder hat noch ein eigenes Reich, in das er sich zurückziehen kann. Dennoch wird dort gelegentlich auch mal übernachtet. So auch bei den U.S.-Wahlen letzten November, als sie schon sehr früh an den ersten Ergebnissen und Hochrechnungen gearbeitet haben.
Ihr merkt also, es ist es mehr als ein gewöhnlicher Arbeitsplatz. Sie verbringen dort viel Zeit miteinander. Da wird auch mal darüber diskutiert, wer den Müll rausbringt und wer die Pflanzen gießt. Doch genauso wird dort auch zusammen ein Feierabendbier getrunken und einfach mal ausgespannt. Eben ein echtes WG-Feeling. Oder wie Helene es beschreibt: „Es hat so ein Start up-Feeling.” Nicht ganz Büro – nicht ganz Zuhause. Eben irgendwo dazwischen. Auf jeden Fall verstehen sie sich alle sehr gut miteinander. „Wir sind wie Freunde.“ Hervorragende Voraussetzungen, um zusammenzuarbeiten und erst recht um zusammenzuleben.
Worüber wird berichtet?
Einmal die Woche gibt es eine Themenkonferenz. Dabei wird diskutiert, welche bevorstehenden Themen und Ereignisse wann und wie behandelt werden. Oft nehmen sie Vorschläge ihrer Community auf und lösen sich auch mal vom üblichen Redaktionsplan.
„Bei den meisten Nachrichtenportalen steht die Schnelligkeit und Aktualität im Fokus. Doch bei uns geht es darum, die Themen lieber kreativ, verständlich und für junge Menschen interessant aufzubereiten“, erklärt Helene.
Als Beispiel nennt sie ihre Rubrik „Vergiss mich nicht“. Dort greifen sie Nachrichten auf, die eine Zeit lang in aller Munde waren und dann von heute auf morgen nicht mehr in den Medien zu finden sind. Genau da setzen sie an und recherchieren, was denn nun eigentlich aus diesem anfangs so großen Thema geworden ist.
Schaut sie euch doch einfach mal selber an!
⇒ Auf Instagram ⇐
Was braucht ein Journalist?
„Ehrliche, breite Neugierde. Man sollte als Journalist immer alles hinterfragen. Und man sollte Bock auf die verschiedensten Themen haben.“
Helene schwärmt davon, dass ihr das am meisten an ihrer Arbeit gefällt. Sie befasst sich mit den unterschiedlichsten Themen und lernt ständig neue interessante Menschen kennen. „Inzwischen gibt es so viele unterschiedliche Möglichkeiten, als Journalist zu arbeiten und kreativ zu sein.“ Das beste Beispiel ist wohl passender Weise ihre News-WG.
Ultimativer Tipp zum Schluss:
Damit haben wir Helene zum Schluss nochmal so richtig aus dem Konzept gebracht. So viele Ideen schwelgen ihr durch den Kopf, sie weiß gar nicht, wo sie anfangen soll. Und dann kommt alles auf einmal: „Auf euer Bauchgefühl hören. Und bei einem Rückschlag nicht gleich aufgeben. Manchmal entstehen auch Möglichkeiten, mit denen niemand vorher rechnet. Wartet nicht auf etwas, was vielleicht nie kommt, sondern nutzt die kostbare Zeit und versucht immer irgendwie etwas Neues zu lernen und Erfahrungen zu sammeln. Ihr müsst nicht aus der Schule gehen und einen festen Lebensplan haben, bis ihr 30 Jahre alt seid. Sowas gibt es nicht. Seid mutig, wagt etwas und probiert euch aus.“
Das würden wir genauso unterschreiben.
Vielen Dank für das Interview, Helene!
Wir werden eure Arbeit bei der News-WG weiterhin verfolgen und freuen uns darauf, stetig etwas Neues von euch zu lernen. Dankeschön!
Foto: BR Markus Konvalin