Mit bedruckten Dönertüten zum Erfolg – Packvertising
Reportagen
Patrick Neumann ist 26 Jahre alt und Inhaber einer eigenen Firma - Packvertising. Zu früh und risikofreudig denkst du dir? Für ihn genau der richtige Zeitpunkt! Wie sein Werdegang war und was er euch hinsichtlich der Selbstständigkeit rät, erfahrt ihr hier im Interview.
Erzähl uns von dir: Was hast du vor „Packvertising“ so getrieben?
Nach meinem Abitur an der Sportschule in Cottbus bin ich vorerst dem Sport treu geblieben und habe ein Freiwilliges Soziales Jahr bei einem Sportverein im Berliner Umland gemacht. Danach stand der Umzug nach Dresden an. Dort habe ich ein duales Studium in der Bankbranche gemacht. 2013 habe ich dann das Studium abgeschlossen und bin für 1,5 Jahre nach Luxemburg zum Arbeiten gegangen. Mitte 2015 war ich wieder in Deutschland und habe mich selbstständig gemacht.
Was genau ist „Packvertising“ eigentlich und was willst du damit erreichen?
Packvertising ist Werbung in den Händen der Kunden. Ich sehe das Ganze als Form von Ambient Marketing, also als Werbung, die direkt im Leben der Konsumenten ansetzt. Aktuell arbeite ich mit Kebap-Tüten, also mit dem Bedrucken von Dönertüten. Dieser Ort für Werbung ist aufmerksamkeitsstark und außergewöhnlich.
Ein großer Vorteil in der Werbung mit Packvertising liegt außerdem in der Zielgruppe. Wer kauft Döner? Eigentlich jeder. Aber vor allem junge, urbane Leute. Diese lesen keine Zeitung, gucken oft kaum noch Fernsehen. Im Internet sind sie klug genug, um ihre Ad-Blocker anzustellen. Durch die Straßen ziehen sie oft unaufmerksam, gucken nicht auf Plakatwände. Aber wenn sie zum Beispiel eine Mittagspause machen und in Ruhe einen Döner essen, dann sind sie erreichbar. Das nutze ich mit Packvertising.
Außerdem können Unternehmen bei uns ihre Werbung gezielt einsetzen. In dem sie z.B. sagen: „Ich möchte nur Kunden in den und den Städten oder Stadtteilen erreichen“, dann verteilen wir die Tüten mit ihrer Werbung nur bei den Dönerladen im Umkreis von zB. 500 Metern. Die Werbung mit Packvertising ist also komplett individuell in der Ausrichtung von Ort und auch Zeitraum.

Wie kommt man auf die Idee, Döner-Verpackungen mit Werbung zu bedrucken?
Die Idee kam mir schon während meines Studiums. Ich gehe mit offenen Augen durch die Welt und irgendwann ist mir aufgefallen, dass Werbung heutzutage überall ist. Egal ob es Straßenbahnen, Hauswände oder Kaffeebecher sind. Da hab ich mich gefragt, warum die Werbeflächen auf den Dönertaschen ungenutzt sind. Die Idee für Packvertising war geboren.
Wie kommt die Idee an?
Die Idee kommt super an! Im Januar gab es bereits eine Aktion, bei der die Dönertüten in 7 Dönerbuden in verschiedenen Bezirken Berlins in Umlauf gebracht worden sind. Da habe ich meine Geschäftsidee quasi selber angewendet und habe die Dönertüten mit Werbung für mein eigenes Unternehmen bedruckt. Dabei habe ich auf jeden Fall gemerkt, dass das für deutlich mehr Aufmerksamkeit sorgt, als die klassischen weißen Tüten mit dem roten Aufdruck.

Warum eigentlich Berlin als erster Standort?
Berlin ist nicht nur die Hauptstadt Deutschlands, sondern auch die Döner-Hauptstadt. Da liegt es nah, Packvertising dort als erstes zu testen.
Aber ich weiß, dass diese Form von Werbung in ganz Deutschland funktionieren wird. In jedem kleinen Dorf und in jeder großen Stadt gibt es Dönerbuden. Das Potenzial ist riesig und unser Netzwerk schon weit ausgebaut.
Kommt da noch mehr – Werbung auf Pizzaschachteln, Burgerverpackungen…?
Zuerst werde ich mich weiterhin auf die Dönertüten konzentrieren. Schließlich hab ich da eine Marktlücke gefunden. Aber wenn ich ein bisschen träume, dann wäre eine Erweiterung meiner Produktpalette natürlich auch cool. Wartet ab, was da noch alles kommt 😉
Wie sieht es aus, willst du dein Unternehmen auch in deiner alten Heimat etablieren?
Sogar sehr bald! Ab Mitte April wird es bedruckte Dönertüten in einigen Läden in Cottbus, aber auch Berlin geben. Auf den Tüten findet ihr sogar eine tolle Rabattaktion. Also Augen aufhalten beim Döner essen!
Und übrigens: Am Anfang dachte ich, dass die Werbeform "Dönertüte" eher eine Plattform für Marken mit Bezug zum Essen ist. Aber das stimmt so gar nicht. Jetzt in Cottbus zum Beispiel wird Werbung für ein großes Fitnessstudio gemacht. Und das liegt eigentlich auch richtig nah. Denn wann hat man oft den Wunsch nach Sport? Richtig, nach dem Essen eines Döners!
Sag mal, du bist jetzt 26 Jahre alt. Hast erst letztes Jahr dein Unternehmen gegründet. Das ist relativ jung. Viele trauen sich in dem Alter noch nicht so viel Eigenständigkeit und Vertrauen zu.
Ein Risiko, wenn man sich selbstständig macht, besteht immer. Warum also das Risiko nicht eingehen, wenn man noch jung und ohne große Verpflichtungen ist? Ich kann mich zurzeit vollkommen auf mein Unternehmen konzentrieren, das ist doch ideal. Außerdem habe ich durch mein duales Studium und die Jahre im Ausland schon einiges an Arbeitserfahrung. Für mich war 2015 genau der richtige Zeitpunkt, um mit meiner Idee durchzustarten.
Wer hilft bei der Unternehmensgründung?
Es gibt zahlreiche Initiativen, die dich bei der Planung zur Gründung deines Start-Ups unterstützen. Zögere auch nicht Hilfe anzunehmen. Das wäre auch ein Tipp von mir an eure Leser: Keine Angst haben sich andere ins Boot zu holen. Wenn ihr es richtig anstellt, wird eure Idee durch Freunde oder Unterstützer noch viel mehr wachsen. Am Ende des Tages haben z.B. 8 Köpfe doch deutlich mehr Umsetzungsideen als einer alleine.
Wie kam es dazu, dass du beim Lausitzer Existenzgründer Wettbewerb mitgemacht hast?
Die Wirtschaftsinitiative Lausitz (WiL) hat mich bei Fragen zur Gründung meines Start-Ups unterstützt. Durch die WiL bin ich dann auch auf den Existenzgründer Wettbewerb gestoßen. Und das war echt ein Glücksgriff! Neben dem Preis hat mir nämlich etwas anderes viel mehr weitergeholfen: Das Feedback der Unternehmen. Zu hören, dass Experten meinen, dass mein Unternehmen auf dem Markt Anschluss finden kann, hat mich super motiviert und bestätigt! Aber auch die Aufmerksamkeit hat mir natürlich weitergeholfen. Es hat sich also auf jeden Fall gelohnt.

Unsere Leser sind überwiegend Schüler, welche kurz vor einer Ausbildung oder dem Studium stehen. Was würdest du den kreativen Köpfen unter ihnen raten, die vielleicht auch in Gedanken mit der Selbstständigkeit spielen?
Ach da gibt es kein Patentrezept. Ich denke, dass es wichtig ist, von Anfang an in den Austausch zu gehen und sich Rückmeldungen von verschiedenen Stellen zu holen. Mir hat es außerdem geholfen, schon ein Studium im Rücken zu haben. Das würde ich allen Schülern ebenfalls empfehlen: Macht ein Studium oder eine Ausbildung. Dann habt ihr schon ein wenig Erfahrung, wie es in der Branche abläuft und könnt einige Entscheidungen besser einschätzen.
Auch einen Probelauf, quasi eine Testphase eures Produktes empfehle ich. Ich hab zum Beispiel im Januar Dönertüten in Berlin in Umlauf gebracht, die mit Werbung für mein eigenes Unternehmen also Packvertising bedruckt waren. Und es hat funktioniert! Die Testphase hat mir also nicht nur Erfahrung und Aufmerksamkeit gebracht, sondern auch gezeigt, dass ich genauso weitermachen sollte wie bisher. Trotzdem sollte man natürlich alles ordentlich planen.
Mein Tipp: Mutig sein, aber auf keinen Fall kopflos.
Woran erkenne ich, dass ich das Zeug zum StartUper habe?
Neben den Eigenschaften „Mut“ und „Risikobereitschaft“ ist es wichtig, fokussiert zu sein. Man muss sein Ziel im Blick haben und wissen, wo man hin will und wie das Ganze aussehen soll. Dazu gehört natürlich auch eine Menge Disziplin, aber am Ende lohnt es sich.
Zum Schluss haben wir noch eine kleine Fragerunde mit dir vor. Einfach schnell antworten, ohne drüber nachzudenken. Bereit?
- Heimat oder die Welt? Welt
- Streber oder Rebell? Rebell
- Fahrrad oder Auto? Auto
- RTL oder ZDF? Prosieben! Oder Netflix 😉
- Frühaufsteher oder Langschläfer? Frühaufsteher
- Apple oder Microsoft? Apple
- Stadt oder Land? Stadt
- Internet oder Buch? Internet
- Chaotisch oder strukturiert? Strukturierter Chaot 😀
- Kaffee oder Tee? Kaffee