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Kunst, Musik, Entdecken – Chillkommen auf dem ARTLAKE-Festival

Allgemein

Veröffentlicht am 19.08.2019

In einem See tanzende Menschen, inspirierend schöne Bauten, exotische Köstlichkeiten, das Entdecken neuer eigener Fähigkeiten und ein buntes Lichtermeer bei Nacht. Was erst einmal nach dem träumerischen Setting eines Buches klingt, ist alles das, was zu einem gelungenem „ARTLAKE“-Festival dazu gehört. Jeder, der sich als kreativen Freigeist bezeichnen würde, ist hier in Lichterfeld beim Bergheider See perfekt aufgehoben. Auch ich würde mich als genau so jemanden beschreiben und war dieses Jahr für PLANBAR auf dem riesigen Bergbaugelände unterwegs.

Die Ankunft

Dieses Jahr bin ich mit dem Zug und danach mit dem Shuttle angereist, denn genau diese bieten die Veranstalter nämlich an. Wer kein Auto, Transporter oder Wohnwagen besitzt (sowie ich), kann für eine kleine Gebühr von 3,50 Euro bequem vom Bahnhof Finsterwalde abgeholt und in ca. 15 Minuten zum Gelände gebracht werden.

Mit orangenfarbenem Festivalbändchen ums Handgelenk und Programmplan unter dem Arm, geht es durch das breite Eingangstor, wo ich von einem „No racism allowed“-Schild begrüßt werde. Es geht in Richtung Campingplatz, neben dem sich die riesige und beeindruckende F60-Förderbrücke empor streckt. Nach einer einstündigen Zeltaufbau-Session bei Affenhitze wird dann endlich das Terrain erkundet.

Abenteuerspielplatz

Neben dem Bergheider See und der F60 werden einem hier außerdem elf Dancefloors, ein Kino und eine Bällebad-Bibliothek geboten. Der „Kunstraum“ ist besonders für Kunstinteressenten ein Muss. Mit einer Fotoserie zu Crystal Meth in der Region und zu politischen Standpunkten überzeugt das burgähnliche Gebäude von sich. Auch sich selbst darf man ein wenig reflektieren und an der Fotowand verewigen. Besonders gefallen mir die erstaunlich abstrusen, (meist) hölzernen Bauten, die nachts für ein wunderschönes Lichtermeer sorgen und die einzelnen, kleinen Geheimgänge und -räume, die es zu entdecken gibt, durch welche das Gelände fast den Eindruck eines Abenteuerspielplatzes für Erwachsene gewinnt.

Wenn der feine Hunger naht

Falls Hunger oder Durst an einem nagen, hat das „Artlake“ ein breites Band an Lösungen parat. Wasserbecken für die mitgebrachte Trinkflasche sind überall neben den Dixis (die im Übrigen jeden Tag gereinigt werden) zu finden, falls die eigenen Getränke gerade nicht zur Hand sind und man nichts kaufen möchte. Wenn Ihr euch aber was gegen den Hunger kaufen wollt, kann ich nur sagen, dass es mir die Essensstände und Fressbuden wirklich angetan haben. Von mexikanisch über pakistanisch bis hin zu asiatisch läuft einem allein beim Anblick der Zubereitung schon das Wasser im Mund zusammen. Ich habe sowohl den großen Anteil der veganen Köstlichkeiten probiert, als auch den der nicht veganen: beides schmeckt unglaublich lecker. Mein persönlicher Favorit: Das Grilled Cheese Paratha beim Pakistani "Mama Shabz".

Was der "Timetable" birgt

Kommen wir aber zu dem, was auf jedem Festival die größte Rolle spielt: Workshops und Musik. Wenn man sich den „Timetable“ anschaut, weiß man, dass man mit Farbenblindheit beim Lesen schlechte Karten hat. In übersichtlichem Kunterbunt sind Entertainment, Musik, Diskussionsrunden und Workshops aufgelistet. Da das Angebot unfassbar groß ist, kann ich nur empfehlen: Entscheidet euch bei drei bis vier Veranstaltungen, wann Ihr wo hin wollt und entscheidet den Rest spontan. Auch wenn viele interessante Dinge zur gleichen Zeit stattfinden, entdeckt man immer wieder eine interessante Alternative.

Show must go on!

Zum Lachen und Nachdenken gibt es Poetry Slam auf der Hauptbühne, zum Feiern und Jubeln die „House of living Colors“- Drag show und zum Lernen verschiedene Massage-, Zeichen- oder Batikkurse. Angelehnt an den „Womens Circle“ aus dem letzten Jahr, gab es 2019 zusätzlich auch ein „Mens Gathering“. Was wie Yoga in einer großen Männerrunde beginnt, entwickelt sich zu einer Verbundenheit mit den eigentlich fremden „Brüdern“. Trotz spontaner Zeitmängel und daraus folgender Verkürzung, eine sehr intensive Erfahrung.

Das Kollektiv Eigenklang war eines meiner Favoriten. In dieses „Erlebnis“ bin ich tatsächlich eher ungeplant reingestolpert. Von außen betrachtet, erkennt man nur Menschen mit Kopfhören in einem Zelt am Strand, die summen, pfeifen, Geräusche machen und sich bewegen. Tritt man jedoch näher heran bekommt man sofort Kopfhörer aufgesetzt und ist mittendrin. Am DJ-Pult werden verschiedenste mysteriöse und trotzdem entspannende Melodien erzeugt. An einem Pfeiler in der Mitte des kleinen Strandzelts ist ein Mikrofon befestigt. Jegliche Geräusche von außen werden sofort in die Klänge auf den Kopfhörern mit eingebunden und lassen sich so einfach gar nicht beschreiben. Man vergisst die Zeit, entspannt, trällert mit, erzeugt Töne mithilfe bereitgestellter Instrumente und ist Teil des „Eigenklangs“. Ehe man sich versieht, ist man schon über eine halbe Stunde dabei. Mit all dem gesagt, hab ich nur einen winzigen Teil der Angebote aufgelistet. Die Spanne an Möglichkeiten ist riesig groß und wunderbar ideenreich.

Ohne Ton wärs Hohn

Ich muss zugeben, dass die Musik für mich auf dem „ARTLAKE“ 2019 leider weniger im Mittelpunkt stand. Trotz meines Entschlusses, wie schon letztes Jahr, wieder mindestens eine Nacht durchzutanzen, bin ich gescheitert. Durch die vielen Workshops und das Herumlaufen auf dem riesigen Gelände, fiel ich meistens gegen 2.00 Uhr früh schon völlig erschöpft in meine Luftmatratze. Dennoch bekommen auf dem ARTLAKE eher kleinere und junge Bands und DJs, wie „Broke Witches“, „Edna“, „Die Nerven“, „Raulito Wolf“ oder  „Lazer Lucy“ eine Chance, sich zu beweisen.

Was bleibt noch zu sagen?

Falls Ihr eher auf schnell, Hau-drauf und Durchschaubares steht, dann ist das „ARTLAKE“ sehr sehr wahrscheinlich nichts für euch. Alternativ und entspannt sein, definiert dieses Festival. Macht euch auf Formen, Farben, Klänge und Erfahrungen gefasst. Seid offen, denn man kommt leicht mit anderen Besuchern ins Gespräch; seid verrückt und bunt oder Ihr werdet es dort. Und vor allem: genießt die vier Tage in der Alternativwelt.

Ich freue mich jedenfalls schon wieder auf das nächste Jahr und bin gespannt, was Lichterfeld 2020 zu bieten hat.

 

Was für's Auge

Bildergalerie

Tickets für das ARTLAKE 2020 gibt es hier: https://artlake-festival.de/

 

Hannes F. Jetschick