Juggalo – eine Jugendszene aus Amerika
Lifestyle
Die Vorstellung, dass selbst das lustigste und fröhlichste Gesicht eines Clowns vordergründig aus Schminke und Maske besteht, entbehrt nicht einer gewissen Ernsthaftigkeit. (Robert Kroiß, deutscher Schriftsteller)
Keine Familie, kein Zuhause und kein festes Einkommen- eine Horrorvorstellung für dich? Leider ist dies der Alltag vieler Jugendlicher in Amerika. Aus dieser Perspektivlosigkeit entwickelte sich im Laufe der Zeit eine eigene Jugendbewegung, die sich selbst als große Familie versteht, gleichzeitig aber auch immer wieder wegen Drogenexzessen und Straftaten in Verruf gerät. Aber was genau verbirgt sich hinter diesen selbsternannten Randexistenzen?
Hinter den sogenannten Juggalos ( zu deutsch: Clowns oder Narren) verbirgt sich, wie der Name schon sagt, die ironische Selbstdarstellung der gescheiterten Jugendlichen, die sich auch im Erscheinungsbild wiederfindet: ein Clown erfüllt keine Erwartungen, im besten Fall lacht man über ihn.
Beim alljährigen „Gathering of the Juggalos“ zelebrieren Anhänger der Szene ihre Zusammengehörigkeit- meist unter Einfluss von Drogen und begleitet von einer bunten Mischung aus Rock, Metal und Rap. Große Inspiration ist dabei das Horrorcore-Rap-Duo „Insane Clone Posse“ , dass mit ihren von Gewalt geprägten und oft satirischen Texten nicht nur die Lebenseinstellung der Jugendlichen vertritt, sondern auch als einer der Hauptbegründer der Szene gilt.
What is a juggalo?
A juggalo
That's what it is
Well, fuck, if I know
What is a juggalo?
I don't know
But I'm down with the clown
And I'm down for life, yo
Textzeilen aus “What is a juggalo”
In Amerika ist die Juggalo- Szene nicht nur der örtlichen Polizei bekannt- schon das FBI stuft die Jugendszene, unter anderem wegen Schlägereien, Sachbeschädigungen, Drogengeschäften und Diebstählen als gefährlich ein. So wurde die Szene als eine von 33000 Gangs verzeichnet, in denen sich unter anderem die Hells Angels, Bandidos und Brutalo- Gruppen wie Bloods und Crips wiederfinden. Ihre Verbrechen seien nach Angaben des FBI ,,schlecht organisiert, individualistisch und sporadisch". Gegenstimmen kritisieren hingegen, dass es sich bei den Juggalos um missverstandene, aber friedliche Außenseiter handele.
Fazit
Beim Anblick der oftmals sperrlich bekleideten Frauen, den betrunkenen Männern und den verkoksten Nasen bekommt man schnell den Eindruck von Hoffnungslosigkeit und einer allgemeinen „ Scheißegal- Stimmung“ - und doch bietet das Gathering eine Möglichkeit für die Jugendlichen, sich einmal im Jahr als wirklichen, anerkannten und akzeptierten Teil der Gesellschaft zu fühlen.
Denn im Endeffekt wollen die verzweifelten Teenager auch nur eins- eine Familie.
Fotos: fotolia