„Beste Leben“ am Helenesee: Das Helene Beach Festival 2018
Reportagen
Endlich war es wieder soweit – auf zum Helene Beach Festival an den wunderschönen Helenesee! Das Festival fand vom 26. – 29. Juli 2018 zum insgesamt 7. Mal statt. Es gab acht verschiedene Bühnen, die von Hip Hop über Pop bis zu verschiedenen Richtungen elektronischer Musik ein breites Angebot für das feierwütige Publikum schufen. Es waren ein paar denkwürdige Tage, von denen wir euch erzählen wollen.
Wir reisten bereits am Mittwoch an, was in meinen Augen nur zu empfehlen ist, da es im Sommer kaum bessere Orte als den Helenesee gibt. Die erste Erkenntnis: Wow, es ist alles nochmal deutlich größer geworden im Vergleich zu den vorherigen Jahren. Verglichen mit anderen Festivals, z.B. der Fusion, sind die Wege aber noch sehr überschaubar und angenehm, da ihr stets entlang der Strandpromenade des Helenesees zum Festivalgelände laufen könnt. Dort lohnt sich ein Abstecher zur Strandterasse, diese Bühne wird meist schon tagsüber von DJs wie z.B. Boris Dlugosch oder Pretty Pink bespielt und ist perfekt geeignet, um in der Sonne mit Blick auf den See zu tanzen, oder aber auch um die Musik vom Strand aus zu genießen. Ein weiterer Tipp für tagsüber: Leiht euch im Wassersportzentrum ein Tretboot aus und fahrt mit euren Freunden auf den See!

Stark verbessert im Vergleich zu früheren Jahren zeigte sich das Helene Beach in Punkto Sauberkeit, dies lag zum einen an den vielen Helfern, die den (wenigen) noch vorhandenen Müll während der Festivaltage einsammelten, und zum anderen aber auch an den Gästen, die im Vergleich zu früheren Jahren deutlich achtsamer mit dem Gelände umgegangen sind. Daher konnte der Helenesee bis zur Abreise am Sonntag ausgiebig zum Baden und Tretbootfahren genutzt werden! Ebenfalls positiv hervorzuheben ist die Duschsituation. Diese sind kostenpflichtig (1,50€), waren aber stets eine lohnende Investition in das persönliche Wohlbefinden, da die Duschen sehr sauber waren und (meistens) genügend Wasser vorhanden war. Das Lob für die Sauberkeit gilt leider nicht mehr für den Abreisetag, hier zeigte sich ein Teil der Besucher von der unangenehmen Seite, zahlreiche Pavillons wurden zerstört und zusammen mit anderem Müll im ehemaligen Camp hinterlassen. Sehr unschöne Szenen und leider seit Jahren ein Problem!

Kommen wir zu den einzelnen Acts des Helene Beach Festivals. Vorab sei gesagt, dass wir es längst nicht zu allen Acts, die wir gerne sehen wollten, geschafft haben (an dieser Stelle Grüße an Simina Grigoriu und AKA AKA). Da wir aber gefühlt pausenlos unterwegs waren, ist das als großes Kompliment an das Festival-Programm zu verstehen, das zahlreiche Highlights aus verschiedenen Musikgenres bot. Nach demokratischer Abstimmung in unserem Camp erfolgt hier eine kurze Vorstellung ausgewählter Acts, in chronologischer Reihenfolge der Auftritte auf dem Festival. PS: Die Meinungen zu den Acts sind lediglich persönliche Einschätzungen, und stimmen daher nicht zwingend mit der Realität überein 😉
Das Festival begann für uns mit dem Auftritt von Thomas Lizzara, der diesmal MC Fitti als Unterstützung dabeihatte. Einzeln gefallen mir beide, die Kombination war jedoch etwas gewöhnungsbedürftig. Auf der einen Seite spricht natürlich nichts gegen ein wenig Animation des Publikums, hier stellte sich bei mir jedoch ein „Ballermann-Gefühl“ ein, das ich nicht unbedingt mit dem Sound von Thomas Lizzara verbinde. Den Abschluss des Donnerstagabends bildeten die Ostblockschlampen. Die beiden machten ordentlich Stimmung, dem Großteil des Publikums gefiel dieser Auftritt, inklusive Stagediving mit einem Schlauchboot, sehr gut.

Am Freitag wurde Brandenburg das erste Mal seit gefühlt April von einem starken Regenschauer überrascht. Das bedeutete für uns, dass wir die Nacht im Auto verbringen mussten, da wir vorm Badengehen unsere Luftmatratze draußen liegen gelassen hatten. Merke: ab und an mal auf den Wetterbericht schauen ist gar keine so schlechte Idee.
Unsere musikalischen Highlights am Freitag waren Bausa und die FCKSHT Squad in der Tent Stage. Zu Bausa bedarf es keiner großen Worte mehr, er weiß einfach wie eine gute Show abläuft. Eine echte Überraschung war für uns die FCKSHT Squad, wir wollten ursprünglich zur Electronic Mainstage, um Sven Väth zu hören, doch der unglaublich energiereiche Sound von der Tent Stage zog uns in seinen Bann. Im Gegensatz zu einigen vorherigen Acts vertrauten die DJs ihrer Musik, um die Menge zum Ausrasten zu bringen und dieser Plan ging komplett auf! So verbrachten wir die Nacht völlig eskalierend im Partyzelt. Als die Jungs gegen 5 Uhr morgens ihre Show beendeten, fehlte leider die nötige Kraft, um noch weiter zu Alfred Heinrichs zu gehen, schade eigentlich.
Am Samstag starteten wir bei Finch Asozial, er hatte die Ehre den Hip-Hop Beach an diesem Tag zu eröffnen. Wir hatten ehrlicherweise unterschätzt, wie groß der Andrang bei ihm sein würde. Der komplette Beach war voll mit begeisterten Gästen, Finch lieferte eine tolle Show (inklusive Heiratsantrag auf der Bühne) ab. Man konnte spüren, wie schön dieser Auftritt für ihn gewesen sein muss, da er bereits seit vielen Jahren selbst Besucher des Festivals ist. Von daher war es nachvollziehbar, warum Nura von SXTN den Auftritt von Finch später in ihrer Instagram-Story als den „besten Auftritt des gesamten Festivals“ bezeichnete.

Im Anschluss daran ging es für uns zur Mainstage: Frühes Erscheinen sichert gute Plätze bei der 187 Straßenbande! Die Jungs aus Hamburg waren einer der Hauptacts, auf den sicher viele hingefiebert hatten. Hier konnten wir (für uns überraschend) Plätze nahezu direkt vor der Stage ergattern und dementsprechend euphorisch starteten wir „Mit den Jungs“ in das Konzert. Die Stimmung war grandios, die Straßenbande performte live extrem gut. Doch leider spielte hier das Wetter nicht ganz mit, dichte Gewitterwolken zogen über dem Helenesee auf, sodass der Auftritt sogar abgebrochen werden musste. Bonez versuchte noch abschließend den neuen Track „Beste Leben“ zu spielen, wobei das Publikum den Beat sang und er dazu rappte. Nach einem Abschiedsfoto von Band und Publikum ging es dann schnell in die Autos.

Das Unwetter dauerte etwa zwei Stunden, glücklicherweise gab es keine größeren Schäden, da die befürchteten Sturmböen und Hagelschauer ausblieben. Nach der Unterbrechung kam das Festival aber schnell wieder in Gang. Luciano lockte uns direkt zum Hip-Hop Beach. Dieser war unmittelbar nach dem Unwetter jedoch noch nicht so gut gefüllt, wie er sich das vielleicht erhofft hätte. Überzeugen konnte er mit einer sehr guten Bühnenpräsenz, schön wäre es, wenn der Playbackanteil etwas heruntergeschraubt wird in Zukunft. Dies fiel besonders im Vergleich zu den Rap-Legenden Savas und Sido auf. Die beiden performten live großartig und verdeutlichten hier die Unterschiede zwischen Rappern, deren Musik vom Einsatz von Autotune lebt, und denen, die ihre Parts auch ohne derartige Unterstützung live performen können.
Ein weiterer alter Bekannter des Helene Beach Festivals gab sich nach Savas & Sido die Ehre auf der Mainstage – Paul Kalkbrenner. Es war eine Freude ihn zu sehen und ihm zuzuhören. Neben seinem gewohnt überzeugenden Sound, war es herrlich über die Leinwände mit anzusehen, wie sehr er seine eigene Musik fühlt. Mit einem Lächeln im Gesicht und einem Drink in der Hand dirigierte Paul Kalkbrenner die tanzende Masse zu seiner Musik. So verließen wir glücksselig die Mainstage und gingen zum Abschluss der Nacht auf die Electronic Mainstage zu Oliver Huntemann. Es gelang ihm unsere aufkommende Müdigkeit mit seinem schnellen, etwas düsterem Sound wegzubassen. Dabei verschmolzen die Gestaltung der Bühne im industriellen Stil und der Klangteppich von Huntemann zu einer Einheit, die das Publikum in den Bann zog.

Am Sonntag ging es zurück nach Berlin, Pro-Tipp: alles abbauen, Camp säubern, dann als Belohnung nochmal an den leeren See und nachmittags eine entspannte Abfahrt genießen!
Fazit:
Das Helene Beach Festival konnte dem eigenen Anspruch, ein „Urlaubsfestival“ zu sein, eindrucksvoll untermauern. Fühlt man sich häufig nach Festivals komplett ausgelaugt, war das hier nicht der Fall. Dafür ist die Zeit tagsüber am und im See einfach viel zu entspannend. Abends wartet dann ein tolles Programm, das zumindest für uns keine Wünsche offengelassen hat! Der einzige Kritikpunkt bezieht sich weniger auf die Veranstalter des Festivals als auf den kleinen (aber am Abreisetag doch gut sichtbaren) Teil des Publikums für den das Vermüllen des eigenen Camps eine olympische Disziplin darstellt.
Alles in allem ein tolles Festivalerlebnis, von daher: Wir sehen uns 2019 wieder Helene Beach!
Autor: Tobias Fischer