Navigation öffnen

Der traurigste Beruf der Lausitz

Reportagen

Veröffentlicht am 07.07.2011

Das Bild des Bestatters hat sich in den letzten Jahren maßgeblich geändert: Früher wurde er als bleicher, alter und immer ernst drein schauender Mann gezeigt. Dabei ist eine Bestattungsfachkraft ein wahres Allroundtalent.

Sven Lieschke (21 Jahre) aus Großräschen gehört zu diesen Allroundtalenten. Vor 4 Jahren entschied er sich nach seinem Abschluss zunächst ein Praxisjahr im Bestattungsinstitut Schippan in Großräschen zu absolvieren. Wie er dazu kam? Ganz einfach: Seine Mutter ist als Kranken- und Pflegeschwester tätig und hilft damit täglich den (älteren) Menschen das Leben zu erleichtern.Den ehemaligen Pfadfinder prägte schon früher ein starkes Gemeinschaftsgefühl und der Drang, Menschen aus der Not zu helfen. So lag es nahe, dass der spätere Beruf etwas mit Menschen zu tun haben muss. Engagement und ein Funken überirdische Fügung führten ihn so ins Bestattungsunternehmen.

 

In dem Praxisjahr konnte Sven schon einmal in den Alltag eines Bestatters hinein schnuppern und Herr Schippan bot ihm schließlich an, seine Ausbildung als Bestattungsfachkraft bei ihm zu absolvieren. Den Ausbildungsberuf gibt es so erst seit 2003 und nur ein fachgeprüfter Bestatter darf Bestattungsfachkräfte ausbilden. Und Herr Schippan steht voll und ganz hinter seinem Schützling: „Er bringt frischen Wind ins Unternehmen und sieht die Dinge manchmal aus einer ganz anderen Perspektive."
Aber was macht ein Bestatter denn jetzt nun den ganzen Tag? „Zum Beispiel führe ich Beratungsgespräche mit Angehörigen, helfe bei der Trauerbewältigung und übernehme die behördlichen Belange. Weiterhin bestimmen die Abholung vom Sterbeort sowie die Aufbahrung der Verstorbenen das Bild einer Bestattungsfachkraft.", antwortet Sven.

 

Muss ein Bestatter eigentlich auch in die Berufsschule? Klare Antwort: „Ja, Berufsschule haben wir auch – insg. 13 Wochen im 1. und 2. Ausbildungsjahr und Lehrgänge. Im 3. Ausbildungsjahr sind es noch einmal 9 Blockwochen". Allerdings gibt es in ganz Deutschland nur drei Schulen. Sven bucht jedes Mal seine Unterkunft im Kurort Bad Kissingen – nein, nicht zum relaxen, sondern zum Lernen. Die schulische Ausbildung ist in zwei Orte aufgeteilt: In Münnerstadt nehmen etwa 500 Lehrlinge pro Jahr an ein- bis zweiwöchigen Schulungsmaßnahmen teil. Für die vielfältigen Aufgaben ist das neue Ausbildungszentrum, das zusammen mit dem Lehrfriedhof in Münnerstadt weltweit einzigartig ist, gut ausgestattet. Hier lernt Sven Dinge die hygienische Grundversorgung sowie die Rekonstruktion (Maniküre, Make-Up) der Verstorbenen. Denn auch nach dem Tod sollen die Lieben lebendig und gut aussehen. In der staatlichen Berufsschule lernt er u.a. kaufmännische Tätigkeiten. Auch bei der Grabpflege gibt es Richtlinien: „Wir lernen, welchen Abstand zwei Gräber von- einander haben müssen, wie der Grabaushub funktioniert und bei welchem Milieu der Verwesungsprozess am besten vorangeht.", erzählt mir Sven. Ihr seht also, es gibt für alles Richtlinien, an die man sich halten muss. Doch am liebsten arbeitet Sven im Hintergrund: „Ich organisiere selbst sehr gern, plane die Trauerfeiern und spreche mit den Angehörigen, welche Musik wann gespielt werden soll, wo die Lautsprecherboxen stehen werden und und und." Dabei prägen stets Einfühlsamkeit und Seriosität das Bild des Auszubildenden, denn das erwarten seine Kunden einfach von ihm.

 

Beruflich sieht es für Sven auch nicht schlecht aus: Bestattungsfachkräfte können entweder direkt in ihrem Bestattungsinstitut anfangen, aber auch zum Amt wechseln, um sich dort vornehmlich um den Schriftverkehr zu kümmern (Verwaltung etc.).

 

Links:
www.bestattungshaus-schippan.de
www.bs-kg.de
www.bestatter.de