Der Tag eines Erziehers
Ausbildungsfinder
Wenn man über soziale Berufe spricht, kommt vielen der Beruf des Erziehers in den Sinn. Doch welche Aufgaben muss ein Erzieher täglich übernehmen? Ist die Haupttätigkeit wirklich nur das Betreuen der Kinder oder gehört dort noch etwas mehr dazu?
Um diese Fragen zu beantworten, wage ich mich für einen Tag in das Kinderhaus Sankt Johannes in Weißwasser und begleite den Arbeitstag eines Erziehers. Als ich um 8 Uhr eintreffe, sprechen sich die Erzieher gerade ab, wie der Tag gestaltet werden soll und welche Kinder bereits da sind. Während die Jüngsten noch frühstücken, spielen andere Kinder schon. Das erste weinende Kind lässt nicht lange auf sich warten. Sofort bin ich vor Ort und sehe wie eine Erzieherin zwischen den beiden Streithähnen konsequent schlichtet.
Bis um 9 Uhr ist nun allgemeines Spielen. Einige Erzieher spielen mit, andere erklären neue Situationen und erzielen so den gewünschten Lerneffekt bei den Kindern. „Besonders wichtig ist aber auch die Beobachtung der Kinder“, berichtet die Erzieherin Susann Mätschke. Spielen die Kinder lieber alleine? Malt es mit der rechten oder linken Hand? Und was hat das Kind Neues gelernt? Das alles ist wichtig für die Portfolioarbeit, die zu den Haupttätigkeiten eines Erziehers gehören. Dabei müssen die Lernfortschritte der Kinder dokumentiert werden, um in den zweimal im Jahr angebotenen Elterngesprächen Auskunft über den Entwicklungsstand der Kinder zu geben. Susann Mätschke selbst hat gerade ausgelernt. Je nach Schulabschluss kann die Ausbildung bis zu 5 Jahre dauern. In der Ausbildung gibt es eine zusammenhängende praktische Orientierungsphase, die in jedem Schuljahr 12 bis 14 Wochen beträgt. „Man sollte flexibel, kreativ und lernbereit sein“, erzählt sie über ihren Job. So werden in der Berufsschule nicht nur Fächer wie Mathe, Deutsch, Wirtschaft und Englisch gelehrt, sondern auch 10 Lernfelder, die sich mit der Sozialpädagogik befassen.
Um 9 Uhr steht der wöchentliche Morgenkreis auf dem Programm. Alle Kinder und Erzieher der Kita treffen sich im Flur. Es werden kleine Geschichten über das Wochenende erzählt, wobei sich die Kinder aktiv beteiligen. Anschließend singen alle gemeinsam ein Lied, bevor es in die Gruppen zurückgeht. Da die Kinder bereits früh Verantwortung übernehmen sollen,vergeben die Erzieher kleinere Aufgaben für die Woche, wie beispielsweise das Tischdecken oder die Blumen zu gießen. Danach geht es erstmal an die frische Luft. Ich darf bei der Einweihung des neu angelegten Sinnespfades dabei sein. Plötzlich kommt eine Gruppe Kinder aufgeregt zu mir und bittet mich um eine Runde Fußball. Diese Einladung kann ich als Hobbykicker natürlich nicht ausschlagen. Völlig ausgepowert geht es anschließend wieder rein. Nachdem sich alle Kinder gewaschen haben, steht das Mittagessen an.
Um 11:30 Uhr beginnt für die Ein- bis Dreijährigen die Mittagsruhe. Die Erzieher betreuen die Kinder beim Zähneputzen und Umziehen. Anschließend gibt es eine Gute-Nacht-Geschichte oder ein Lied zum Einschlafen. Während des Mittagsschlafes halten einige Erzieher Schlafwache. Andere erledigen die Portfolioarbeit oder planen Ausflüge, wie die bevorstehende Abschlussfeier der Vorschulkinder. Um 12 Uhr treffen die Hortkinder bis zur 4. Klasse ein und beginnen mit dem Mittagessen. In Absprache mit den Schulen erfolgt danach die Betreuung bei den Hausaufgaben. Eine Erzieherin erzählt mir, dass sie dabei nicht auf die Richtigkeit, sondern nur auf die Vollständigkeit achtet. Außerdem sollen nur maximal 30 Minuten in die Erledigung der Aufgaben investiert werden. Nachmittags ist dann nochmal individuelles Spielen angesagt. Die ersten Eltern holen ihre Kinder schon ab und auch ich mache mich so langsam auf den Heimweg.