Berufe in der Psychiatrie

Du interessierst dich für die Arbeit in einer Psychiatrie? PLANBAR sprach mit Leuten des Asklepios Fachklinikum in Lübben über ihren Arbeitsalltag und die Ausbildung.
Krankenschwester lächelt in die Kamera

Vielleicht kennst du Menschen mit psychischen Problemen, Menschen die ein schlimmes Ereignis nicht verkraftet haben oder sich scheinbar grundlos selbst verletzen. Psychische Erkrankungen sind oft ein Tabuthema, worüber niemand gern geredet. Dabei sind es anerkannte Krankheiten und es gibt Berufe, die bei der Bewältigung helfen können.
Sandra Hahn, Psychologin seit 2012
Hernando Patron, aus Kolumbien, macht seine Facharztausbildung in der Psychiatrie
Pascal Würfel, 20 Jahre alt, 3. Ausbildungsjahr, Gesundheits- und Krankenpfleger

Hätten Sie früher gedacht, je einmal diesen Beruf auszuwählen?

Sandra Hahn: Seit der Sekundarstufe 2 auf dem Gymnasium war das mein Wunsch. In der Schule wurde Psychologie als Wahlfach angeboten und das hat mir großen Spaß gemacht. Dann war klar, dass ich das studieren möchte.
Hernando Patron: Ich wollte immer Arzt werden. Erst im Studium habe ich mich mit der Psychologie beschäftigt und das hat mir gut gefallen. Dann habe ich mich für diese Fachrichtung entschieden. Besonders die Erkrankungsbilder haben mich interessiert. Aber auch, dass man hier, im Vergleich zu den anderen Fachrichtungen, mehr mit den Patienten und ihren Familien in Kontakt ist. Es geht also nicht nur um ihre körperlichen Probleme, sondern auch um das soziale Umfeld.
Pascal Würfel: Ich habe lange zwischen Abitur und Ausbildung hin und her überlegt. Schließlich habe ich mich für den Beruf des Gesundheits- und Krankenpflegers entschieden.

Wie verlief Ihr Psychologie-Studium?

S.H.: Normalerweise studiert man zunächst Psychologie im Bachelor. Anschließend kann man im Master seinen Schwerpunkt wählen zum Beispiel die pädagogische Psychologie, Arbeits- sowie Organisationspsychologie oder einen klinischen Schwerpunkt. Dieser bezieht sich auf die Arbeit mit Menschen, die psychisch erkrankt sind. Das Grundstudium ist eher philosophisch und sehr allgemein gehalten. Da geht’s vor allem um wissenschaftliches Arbeiten – sich viel Wissen anlesen (auch auf Englisch), Studien ausführen und auswerten, man sollte also in Mathe fit sein. Schließlich sollte man sich auch für Biologie interessieren.

Wie empfanden Sie das Studium / die Ausbildung?

H.P.: Für das Medizinstudium zählt vor allem Disziplin, da man viel lernen muss. Es ist aber nicht so schwierig, wie es sich alle immer vorstellen. Jedenfalls, wenn man fleißig ist. Außerdem hilft es, wenn man sich schon in der Schulzeit für Biologie, Physik, Mathe und Chemie interessiert.
P.W.: In der Ausbildung hört man erst mal viel über den menschlichen Körper. In der Ausbildung hört man erst mal viel über den menschlichen Körper. Was dann speziell mit Psychiatrie oder Neurologie zu tun hat, lernt man erst zum Ende hin. Biologie-Kenntnisse sind auch hier wichtig, aber auch Pädagogik, denn wir reden auch viel mit Patienten und müssen auf sie eingehen. Außerdem sollte man sich schriftlich auch gut ausdrücken können, da einige Dokumentationen geschrieben werden müssen.

Wie sieht ein typischer Arbeitsalltag für Sie aus?

S.H.: Morgens besprechen wir uns mit den Kollegen der Nachtschicht, ob etwas vorgefallen ist, ob jemand Gesprächsbedarf hat oder ob neue Patienten auf der Station sind. Letzteres kommt hier eigentlich ziemlich häufig vor, weil das eine Akut-Station ist, das heißt wir haben hier einen relativ hohen Durchlauf an Patienten. Dann bereite ich die Entlassungen für den nächsten Tag vor, also schreibe Entlassungsbriefe, in denen drinnen steht, was wir hier eigentlich die ganze Zeit mit den Patienten gemacht haben. Nachmittags habe ich Zeit für Gespräche mit den Patienten. Meine Aufgabe ist es zu erklären, was die Patienten für eine Krankheit haben. Ich berate sie, was sie dagegen tun können und welche vorbeugenden Maßnahmen sie treffen können. Wir planen außerdem die Weiterbehandlung und sprechen mit den Angehörigen. Das ist sehr wichtig, denn viele Patienten haben so schwere Erkrankungen, aus auch deren Familien immer mit betroffen sind. Zu bedenken ist für Berufseinsteiger immer auch, dass es anstrengend ist, mit schwerkranken Menschen zu arbeiten.
P.W.: Wenn ich Frühschicht habe, ist um 6 Uhr Arbeitsbeginn. Dann gibt es eine kurze Dienstübergabe von der Nachtschicht, ehe wir dann tagsüber mit einer Krankenschwester mitgehen. Wir wecken dann Patienten, helfen bei der Körperpflege und bringen das Frühstück. Später begleiten wir die Patienten bei den Untersuchungen und den Therapien. Als Auszubildender durfte ich zum Beispiel das Blutdruckmessen übernehmen. Man hat also viel Patientenkontakt und erfährt so auch sehr viel über die Menschen.

Gab es schon bestimmte Fälle, die Sie in Gedanken mit nach Hause genommen haben?

S.H.: Das kommt selten vor. Tatsächlich besprechen wir ganz viel im Team und somit kann man das ganz gut hier lassen. Ich finde, das ist auch eine wichtige Voraussetzung für den Job, die Fähigkeit zu haben, den Beruf nach Feierabend auch mal beiseite zu packen.
P.W.: Während meiner Ausbildung werde ja auf verschiedenen Stationen eingesetzt. So war ich einmal bei einer Reanimation dabei, die leider nicht erfolgreich verlief. Das hat sich zwar sehr bei mir eingeprägt, aber meine Kollegen halfen mir, das gut zu verarbeiten.

Denken Sie, dass Sie den Beruf auch noch in 30 Jahren ausüben werden?

S.H.: Ja, da bin ich mir ziemlich sicher. Die Arbeit mit psychisch Kranken war schon in der Schulzeit interessant für mich, weil sie sehr vielseitig ist.
P.W.: Mein nächstes Ziel ist erstmal, das Examen zu bestehen. Dann werden wir Auszubildenden von Asklepios übernommen und sammeln als ausgelernte Pfleger noch mehr Praxiserfahrung. Man kann sich weiterbilden in der Neurologie, Psychiatrie oder eine ganz andere Fachrichtung. Da steht einem Vieles offen.