5 Fragen, die sich Eltern stellen, wenn ihr Kind die Schule beendet
Afterwork
Als Heike Pösch zusieht, wie ihrem Sohn sein Abiturzeugnis überreicht wird, ist sie mächtig stolz auf ihn. Endlich hat er es geschafft. Und trotzdem fällt es ihr schwer diesen Moment zu genießen. Viele Fragen schwirren ihr durch den Kopf. Einige Zeit später im Auto hört sie ‚Die Reise‘ von Max Giesinger und wird von ihren Gefühlen überwältigt: „Ehrlich – ich habe angehalten, zugehört, Tränen in den Augen gehabt und mir schoss es durch den Kopf, Wo geht die Reise für meinen Sohn hin?“
Der Schulabschluss ist nicht nur für Jugendliche ein großer Schritt – auch in den Köpfen vieler Eltern rumort es. Selbstständigkeit, Geld, Erfolg – alles dabei. Ein paar Fragen davon hat PLANBAR gesammelt und für euch, liebe Eltern, beantwortet.
Wird mein Kind ohne mich die richtigen Entscheidungen treffen?
Ohne magische Miesmuschel lässt sich die Zukunft leider nur schwer vorhersehen. Aber in einer Sache können Sie sich sicher sein: Früher oder später wird Ihr Kind eine berufliche oder private Entscheidung treffen, die Sie als Elternteil ganz anders getroffen hätten. Vertrauen Sie darauf, dass Ihr Kind weiß, was für ihn/sie das Beste ist. Auch wenn Sie letztendlich Recht behalten und die Entscheidung ein Fehler war, gilt trotzdem: Bloß nicht unter die Nase reiben, sondern beistehen. Nicht immer sind Fehler schlecht. Sie helfen, uns weiter zu entwickeln und daraus zu lernen. Falsche Entscheidungen können sich langfristig sogar als die richtigen herausstellen.
Wie überzeuge ich mein Kind davon, in meine Fußstapfen zu treten?
Am besten gar nicht. Jeder sollte seinen eigenen Weg finden. Diese Antwort klingt vielleicht erst mal für einige von Ihnen sehr ernüchternd, ist aber ein gut gemeinter Ratschlag. Auch wenn das Familienunternehmen in der 5. Generation weitergeführt werden muss, nützt es nichts, den eigenen Nachwuchs dazu zu zwingen. Im schlimmsten Fall kann das sogar richtig schief gehen und das Unternehmen wird halbherzig weitergeführt, weil die Leidenschaft und das Interesse Ihres Kindes ganz woanders liegen. Damit es nicht zu bösem Blut in der Familie kommt, sollten Jugendliche da unbedingt ehrlich sein, auch wenn es nicht immer leicht fällt.
Sollte/Darf ich mein Kind bei der Suche nach einer Ausbildung unterstützen?
Selbstverständlich! Aber wahren Sie gewisse Grenzen. Ihr Spross ist alt genug, um selber die ersten Schritte ins richtige Leben zu unternehmen. Schlagen Sie ihm offene Ausbildungsplätze vor, für die er/sie sich interessieren könnte, aber kontaktieren Sie die Betriebe nicht in seinem/ihren Namen. Lesen Sie über sein Bewerbungsschreiben drüber, aber begleiten Sie ihn nicht mit zum Bewerbungsgespräch, es sei denn Ihr Kind wünscht ausdrücklich Ihre Unterstützung. Die Suche nach einer Ausbildung oder einem Studium ist der erste Schritt in die Selbstständigkeit. Wie soll diese Selbstständigkeit erlernt werden, wenn Sie nicht die Hand Ihres Kindes loslassen wollen?
Wie sage ich meinem Kind, dass sein Traumberuf unrealistisch ist?
Ist er denn wirklich unrealistisch? Natürlich gibt es Berufe, die sehr viel mehr Zeit und Kraft kosten und vielleicht wird man von dieser Passion sogar nie leben können. Aber ist es nicht dennoch einen Versuch wert?
Ihr Kind ist überzeugt davon KünstlerIn zu werden? In der Tat ein absolut unsicherer Beruf. Vermutlich wird Ihr Kind während des Studiums schnell selbst feststellen, dass es doch nichts für ihn/sie ist und er/sie wird sich umorientieren. Vielleicht ist das Talent Ihres Kindes aber auch groß genug, um damit wirklich erfolgreich zu werden. So oder so ist ein Studium nie verschwendete Zeit, auch wenn es vorzeitig abgebrochen wird.
Medizin studieren mit einem 3,1 Abi? Das klingt schon ziemlich unrealistisch. Mit diesem Abschluss einen Studienplatz zu bekommen, wird ewig dauern. Doch diese Zeit kann genutzt werden, um bereits eine medizinische Ausbildung zu machen und dabei allerhand Erfahrung und Wissen zu sammeln, die das Studium selbst erleichtern und auch den Eintritt zum Studiengang vereinfachen. Vielleicht bleibt es am Ende dann auch bei der Ausbildung oder der Traum wird hartnäckig weiterverfolgt und ist ein wenig realistischer geworden.
Wichtig ist am Ende, dass Ihr Kind diese Entscheidungen für sich selbst treffen muss. Sie können Alternativen vorschlagen und Ihren Nachwuchs unterstützen, aber Sie können ihm nicht sagen, welcher Weg der richtige ist. Diesen einen richtigen Weg gibt es nämlich nicht.
Bekommen wir weiterhin Kindergeld?
Kindergeld erhalten Sie, bis Ihr Sprössling seine erste Ausbildung/Studium abgeschlossen oder das 27. Lebensjahr erreicht hat. Aber Obacht! Um weiterhin Geld zu erhalten, müssen Sie sich in den Antrags-Dschungel werfen und selbstständig ein Formular bei der Arbeitsagentur ausfüllen. Alle Infos und das Formular finden Sie online auf www.arbeitsagentur.de.
Ein abschließender PLANBAR-Rat
Respekt ist ein entscheidender Aspekt bei der Unterstützung Ihres Kindes. Respektieren Sie die Entscheidungen der jungen Leute, auch wenn sie Ihnen manchmal Bauchschmerzen bereiten. Unterstützen Sie, wo Sie nur können, respektieren Sie dabei aber auch Grenzen. Vertrauen Sie darauf, dass Sie in den letzten 16 bis 18 Jahren Ihr Kind ausreichend auf die große weite Welt vorbereitet haben.