Mein Erfahrungsbericht: Ein Hobby als Ausgleich

Ich glaube, jedes Kind durchlebt diese Phase in seiner Kindheit: den Wechsel zwischen Schulleben und seinem Hobby. Es ist nicht einfach, alles zu stemmen, gerade wenn man mehrere Hobbys hat, und auch für die Eltern ist es eine anstrengende Zeit.
Frauen Tanzgruppe

In meiner Kindheit musste auch ich meine Erfahrungen damit machen…

Hallöchen, ich bin Eliane, mittlerweile 20 Jahre alt und mache eine Ausbildung zur Medienkauffrau bei der Lausitzer Rundschau. Ich habe das Gymnasium in Spremberg von der 7. bis zur 10. Klasse besucht und habe danach mein Abitur innerhalb von 3 Jahren in Cottbus abgeschlossen. Neben der Schule und Arbeit tanze ich seit 15 Jahren im Karnevalsverein in Welzow. Während ich auf das Gymnasium gegangen bin, war es sehr stressig, mein Schul- und Privatleben unter einen Hut zu bekommen. Natürlich ist es jetzt immer noch nicht easy, aber es ist machbar und mein Wissen möchte ich mit euch teilen.

Meine Zeit in Spremberg

Wie schon erwähnt, wechselte ich nach der Grundschule nach Spremberg. Das bedeutete, einen Fahrweg von 1 Stunde in Kauf zu nehmen. Richtig gehört, mit dem Bus braucht man nach Spremberg knapp 1 Stunde. Aber welche Wahl hatte ich? In meinem Wohnort gab es keine weiterführende Schule, und Spremberg gab mir gute Voraussetzungen für meine Zukunft. Der Schulalltag war geprägt von vielen Vorträgen, Leistungskontrollen und Projekten. Zusätzlich mussten die Hausaufgaben auch noch erledigt werden. Täglich hatte ich entweder 6 oder 8 Stunden. Oft bin ich im Winter, wenn es dunkel war, losgelaufen und beim Sonnenuntergang nach Hause gekommen.

Obwohl die Lehrer alle sehr nett und verständnisvoll waren, musste man die Leistungen pünktlich und korrekt abliefern. Also, wenn ich bis mitten in der Nacht eine PowerPoint fertigstellen musste, dann erledigte ich dies. Durch die Schule baut man einen wichtigen Grundstein für sein Leben auf. Das bedeutet trotzdem nicht, dass der ganze Tag in deinem Schulleben für Hausaufgaben und Lernen draufgehen muss. Deswegen suchen Eltern für ihre Kinder ein Hobby, etwas, wo sie sich austoben und weiterentwickeln können. Einige Hobbys sind aufwendiger als andere. Beispielsweise kann man sich einfach ein Buch nehmen, sich auf die Couch legen und etwas lesen. Auf der anderen Seite kann man sich andere Tätigkeiten suchen.

Bei mir war es das Tanzen im karnevalistischen Tanzsport! War es sehr zeitauwendig? Ja, das ist es heute noch. Aber das Bewegen auf der Bühne gehört zu mir, seit sehr vielen Jahren, und ich würde es nie aufgeben!

Der Gegensatz beim Karneval

Seit ich 5 Jahre alt bin, tanze ich im Karnevalsverein in Welzow. Auch meine Eltern sind in diesem Verein, deswegen war es kein Wunder, dass ich ihnen nachgegangen bin. Ich habe dort meine ältesten Freunde kennengelernt und meine längsten Lebensjahre verbracht, auch heute noch. In einem Verein zu tanzen und tätig zu sein, birgt viel Verantwortung und Training mit sich. In der Zeit, wo ich auf dem Gymnasium war, hatte ich 2- bis 3-mal in der Woche Training gehabt. Dazu zählt das Garde- und Mariechentraining.

Als kurze Erklärung: Bei einem Gardetanz tanzt man in einer Gruppe zusammen, mit Schwierigkeiten wie Spagat oder Radschlag. Bei einem Mariechentanz steht man alleine auf der Bühne, mit einer eigenen Choreo und anspruchsvollen Schritten. Die Garde- und Mariechentänze werden schon über den Sommer hinweg eingeübt. Von November bis Februar ist die sogenannte Karnevalszeit, wo wir als Verein neue Showtänze und ein komplettes Programm mit Requisiten für unsere Auftritte planen. Heißt für mich: Das ganze Jahr lang ist Karneval. Ich arbeite von April bis November an beiden Choreos und von November bis Februar an den Showtänzen. Danach geht das ganze Spiel von vorne los.

Wie habe ich das gestemmt bekommen?

Ich bin gegen 16:30 Uhr nach einem Schultag mit 8 Stunden nach Hause gekommen. Das Training hatte meistens um 17:00 Uhr begonnen. Also wurden die Schulsachen schnell abgelegt, ich habe etwas gegessen und dann war ich schon wieder außer Haus. Weil meine Mutter eine meiner Trainerinnen war, ist mir wenigstens die Fahrt mit dem Fahrrad erspart geblieben. Als das Training dann gegen 19:00 Uhr endete, bin ich duschen gegangen, während meine Mutter das Abendbrot vorbereitet hat. Danach musste ich mich an die Hausaufgaben, Vorträge und kommenden Leistungskontrollen setzen. Meistens war meine Konzentration nicht mehr vorhanden. Ich habe viele Pausen eingelegt, weswegen sich die Arbeitszeit natürlich verlängert hat.

Dieses Spektakel ging mehrere Jahre so, Woche für Woche und Tag für Tag. Ich selbst habe gar nicht bemerkt, wie schnell die Zeit verfliegt.

Selbstverständlich saß ich in meinem Zimmer mal wütend, kaputt oder auch mal heulend, gerade in der Klausurenphase. Mein Stresslevel war auf seinem Höhepunkt, und abends bin ich nur noch ins Bett gefallen. Denn irgendwann erreicht man einen Punkt, wo man nicht mehr kann. Alles musste passen, die Noten sollten einen bestimmten Schnitt haben, und die Choreos mussten bis zur Generalprobe funktionieren.

Letztendlich war ich es selbst, die meinen Stress verursacht hat.

Ich habe lange gebraucht, um zu begreifen, dass nicht immer alles gelingen kann. Mit der Zeit habe ich mir einen Plan erstellt. Je nach Größe der Hausaufgabe habe ich mir eine Frist gesetzt, wie lange ich mir Zeit nehme. Danach wird eine kleine Pause eingelegt, was bei mir gewöhnlich mit einem Snack verbunden war. Ich bin nicht komplett mit meinen Englisch-Hausaufgaben fertig geworden? Dann ist es so! Man kann nicht in jedem Fach nur Einsen schreiben. Ich habe gelernt, mich auf meine Stärken zu konzentrieren. Diese waren Deutsch, Mathe und Sport bei mir. Man sollte trotzdem sein Bestes geben und nicht auf Vier oder Fünf in einem Fach stehen, aber eine Zwei oder Drei in Geschichte ist auch in Ordnung.

Das Ende vom Lied

Viele Kinder und Jugendliche haben Hobbys neben der Schule, und das ist auch wichtig! Egal, ob man sich sportlich betätigt, Bücher liest oder singt, diese Abwechslung braucht man. Ein Hobby hat die Aufgabe, den Kopf frei zu bekommen, es soll eine Auszeit von der Schule sein.

Genau das ist Karneval und Tanzen für mich. Ich denke weder an die offenen Hausaufgaben noch an die wartenden Vorträge. Wenn die Musik losgeht, spüre ich den Takt im Körper, und der Rest der Welt ist vergessen. Außerdem hat das Tanzen mir bei meiner persönlichen Entwicklung geholfen, denn nicht nur die Schule bereitet mich auf das Leben vor, sondern auch meine Freizeit und meine Entscheidungen. Ich habe meinen eigenen Weg gefunden. Die Zeit war hart, und trotzdem würde ich es immer wieder so machen.

Ebenso ist es ganz normal, ein Hobby zu wechseln. Probiere dich aus, finde deine Stärke und tue das, was dir Spaß macht. Leider höre ich immer öfter, dass einige Kinder ihr Hobby nicht mehr ausführen können, da sie es zeitlich mit der Schule nicht schaffen.

Mein Tipp? Durchhaltevermögen und glaubt an euch! Es war nicht einfach, auf gar keinen Fall. Aber jeder einzelne Schritt hat sich gelohnt.

Eliane Rothe